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Berlin: Biergartenseligkeit im tiefsten Winter

Biergartenseligkeit mitten im tiefsten Winter - nichts ging gestern mehr vor den Cafés rund um den Winterfeldtplatz: Junge Männer, die sich braungebrannt in offenen Cabrios präsentierten; Marktgänger im Familienverband, beladen mit Tüten, aus denen Porree, Tulpen und Forsythienzweige vom Markt über der Straße ragten; Radfahrer, die schier verzweifelt nach einem freien Parkplatz im Blechchaos unzähliger Zweiräder ausschauten; Kinder, die in der Maaßenstraße ausrangierte Habseligkeiten zum Verkauf auf einer Decke auf dem Bürgersteig ausgebreitet hatten; junge Frauen, die ihr winterblasses Dekolleté in bis zum letzten Knopf geöffneten Oberteilen entblößten. Vor einer Fleischerei mit tiergerecht gehaltenem Angebot eine Warteschlange wie zu DDR-Mangelzeiten; auch bei einem Stand mit frischgepressten Vitaminen.

Biergartenseligkeit mitten im tiefsten Winter - nichts ging gestern mehr vor den Cafés rund um den Winterfeldtplatz: Junge Männer, die sich braungebrannt in offenen Cabrios präsentierten; Marktgänger im Familienverband, beladen mit Tüten, aus denen Porree, Tulpen und Forsythienzweige vom Markt über der Straße ragten; Radfahrer, die schier verzweifelt nach einem freien Parkplatz im Blechchaos unzähliger Zweiräder ausschauten; Kinder, die in der Maaßenstraße ausrangierte Habseligkeiten zum Verkauf auf einer Decke auf dem Bürgersteig ausgebreitet hatten; junge Frauen, die ihr winterblasses Dekolleté in bis zum letzten Knopf geöffneten Oberteilen entblößten. Vor einer Fleischerei mit tiergerecht gehaltenem Angebot eine Warteschlange wie zu DDR-Mangelzeiten; auch bei einem Stand mit frischgepressten Vitaminen. Laut gepriesene "30 Narzissen für einen Fünfer" hatten Konjunktur wie frische Erdbeeren oder Feldsalat, 100 Gramm für immerhin 1,25 Euro. Nur der Händler von dicken Wintersocken machte kein Geschäft - alles schwelgte im Wetterrekord.

Mit 16 bis 17 Grad hatten "Carlos" und "Miriam" toute Berlin in einen regelrechten Frühlingsrausch versetzt. Das männliche Hoch über der Balkan-Halbinsel hatte der Stadt im Zusammenwirken mit dem weiblichen Tief über Island den wärmsten 2. Februar beschert, der seit 1908 an der Spree gemessen wurde. Bisher hatte diesen Rekord der 2. Februar 1923 mit seit gestern geradezu läppisch erscheinenden 13,7 Grad inne. Die bisher höchste Februartemperatur in Berlin überhaupt wurde am 21. Februar 1990 mit 18,6 Grad gemessen.

Auch der heutige Sonntag wird ein Rekordbrecher - mindestens 15 Grad Wärme sagte gestern Donald Bäcker vom privaten Wetterdienst Meteomedia voraus - hier lag der Rekord bisher bei 12,5 Grad am 3. Februar 1923. Und auch in den nächsten Tagen ist es mit 13 bis 14 Grad nicht winterlich kalt. Da kann die seit dem Euro-Start eher vorsichtig frequentierte Gastronomie jubeln - jedenfalls die Kneipiers, die Stühle und Tische vor ihre Tür stellen können. Nicht nur rund um den Winterfeldtplatz war gestern Mittag kein Platz mehr frei. Waren es dort die üblichen Schöneberger Szeneverdächtigen, die ihre schwarz verhüllten Glieder beim späten Frühstück, manche sogar schon bei Bier und Wein in der strahlenden Sonne wärmten, waren es vor Kempinski am Kurfürstendamm ein paar ältere Herrschaften, die sich bei Kaffee und Kuchen draußen wohlig in der Wärme streckten.

Im Literaturhaus in der Fasanenstraße war die Sonne zwar mittags noch nicht bis in den Wintergarten gewandert - gut besetzt war es dort trotzdem, Stammgäste wussten, dass es ihnen bald warm werden wird. An der Ecke Pariser / Uhlandstraße hatte ein Händler ein regelrechtes Blumenmeer vor seinem Stand ausgebreitet - wie in Italien.

hema

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