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Berlin: Biermann soll Ehrenbürger werden

Opposition dafür, Rot-Rot ist skeptisch

Von Sabine Beikler

Willy Brandt, Marlene Dietrich, Ronald Reagan und Michail Gorbatschow sind es, und Johannes Rau sowie Heinz Berggruen stehen als zuletzt aufgenommene Mitglieder auf der Liste der Berliner Ehrenbürger. 114 Namen umfasst diese Liste, über die immer wieder mal gestritten wird in Berlin. Jetzt ist Wolf Biermann, Liedermacher und Dichter, im Gespräch. CDU, Grüne und FDP haben gemeinsam beantragt, dem Liedermacher die Ehrenbürgerwürde zu verleihen. Auch Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU) hat sich im Tagesspiegel dafür ausgesprochen. Die Koalition dagegen sieht das kritisch. „Wir werden das diskutieren. Aber dass Biermann der 115. Berliner Ehrenbürger werden soll, ist nicht ganz so ersichtlich“, sagte Christian Gaebler, parlamentarischer Geschäftsführer der SPD.

Die Kriterien für die Verleihung einer Ehrenbürgerwürde sind eng gefasst: Persönlichkeiten sollen so geehrt werden, deren Lebenswerk in „ganz hervorragender Weise“ mit Berlin verbunden ist, deren Bekenntnis zur Stadt „vorbildlich“ ist und das weltweite Ansehen Berlins förderte. Die Opposition begründet ihren Antrag damit, dass Berlin Biermann eine Vielzahl von Liedern und Schriften verdanke, die die Nachkriegsgeschichte der Stadt reflektierten. Biermann, der 1953 aus Hamburg in die DDR übersiedelte und 1976 aus der DDR ausgebürgert wurde, gehöre zu den „bedeutenden Persönlichkeiten der Nachkriegsgeschichte“. Die Ehrenbürgerwürde wäre Zeichen einer „symbolischen Wiedergutmachung“, dass er aus seiner Stadt vertrieben wurde. „Biermann ist ein Stück Berlin“, sagt CDU-Kulturpolitiker Uwe Lehmann-Brauns. Er habe sich mit seinem Lebenswerk gegen die „undemokratische und unmenschliche DDR gestellt“, sagt Grünen-Fraktionschef Volker Ratzmann. Und FDP-Fraktionsvize Christoph Meyer erinnert an den „starken Berlin-Bezug von Biermanns Biografie“.

„Zwiespältig“ beurteilt die PDS das Ansinnen der Opposition. Biermann habe „für sein mutiges Eintreten in der DDR gegen die SED-Führung“ eine Würdigung verdient. Allerdings gebe es auch „den anderen Biermann“, der die Irak-Politik der Bundesregierung kritisch beleuchte. In der „Zeit“ vom 26. Oktober schrieb Biermann, es sei ein Fehler gewesen, dass sich Deutschland im Irak-Krieg nicht auf die Seite der USA und Großbritanniens gestellt habe. Er sei der Meinung, dass der französische Präsident Chirac und „der falsche Pazifist“ Ex-Bundeskanzler Schröder eine „große Mitschuld“ am Irakkrieg hätten.

Der Senat wiederum werde die Diskussion im Abgeordnetenhaus abwarten, sagt Senatssprecher Michael Donnermeyer. Im Januar wird der Kulturausschuss beraten. Und Biermann selbst? Er beobachtet die Debatte von seinem Wohnort Hamburg aus. Dazu äußern möchte er sich nicht.

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