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Berlin: Bilder, die rocken

Jim Rakete hatte 30 Berliner Bands vor seiner Kamera. Ab heute sind sie in einer Ausstellung zu sehen.

Das gab es in 40 Jahren Fotografenleben nicht. Jim Rakete ist irritiert. Seit ewig und drei Tagen macht er nun seine meist in Schwarz-Weiß gehaltenen Porträts von Bands und Filmschauspielern. Er hat damit besonders das Bild der deutschen Musikszene geprägt, so wie kaum einer seiner Kollegen. Er fotografierte Mick Jagger, Nena, Ray Charles, Die Ärzte, Jimi Hendrix, Nina Hagen oder David Bowie und alle, alle kamen meistens zu spät zum Termin. Bei den 30 Berliner Bands, die Rakete jetzt für „Rockpoeten“ fotografiert hat, ist ihm das dagegen kein einziges Mal passiert. Ob Die Türen, Laing, Bonaparte, Lisa Bassenge, Max Prosa oder Modeselektor – alle kamen pünktlich.

Ab Montag ist die in Zusammenarbeit mit Radio Eins entstandene Ausstellung in der Galerie Münzing Claassen in Wilmersdorf zu sehen. Und am 24. März gibt es ein Konzert zur Ausstellung, bei dem die porträtierten Musiker Budzillus, Lisa Bassenge, Brokof und Die Türen samt ihrem Gast Gretchen Peters auftreten. Da können Gäste gleich vor Ort überprüfen, ob Jim Rakete das Charisma der Künstler auch korrekt eingefangen hat.

Viel Zeit hat er sich dafür jedenfalls nicht genommen. Bei Jim Rakete dauert bekanntlich keine Session länger als eine halbe Stunde, inklusive Anfangsplauderei zum Auflockern. Das macht der 61 Jahre alte Berliner, der im Laufe seiner Karriere auch mehrfach selbst Rockbands gemanagt hat, immer so.

Ein gutes Porträtfoto definiert Jim Rakete so: „Es muss eines sein, das man sich merkt.“ Könnte auch diesmal geklappt haben, eine Aufnahme wie die Profilansicht von Lisa Bassenge mit der qualmenden Zigarette in der Hand hat durchaus ikonografische Qualität. Und überhaupt stellt man beim Anblick der Bilder mal wieder fest, wie betrüblich es ist, dass die Schwarz-Weiß-Fotografie heute nur noch Ausnahme von der Regel ist. Eine schöne Idee jedenfalls, mal nicht den arrivierten Pophelden, sondern den jungen bekannten und weniger bekannten Größen der hiesigen Musikszene ein Gesicht zu geben. Weniger kraftmeiernd und konkurrierend als die Rockstars von früher sind sie ihm begegnet, dafür einfühlsam, zuverlässig und – irritierend pünktlich. Gunda Bartels

Ausstellung in der Galerie Münzing Claassen, Holsteinische Straße 29, Wilmersdorf, 19. März bis 30. April, Mo.-Fr., 11-17 Uhr, Eintritt frei. Konzert: C-Club und Crystal am Columbiadamm, 24. März, 20.30 Uhr, Eintritt 5 Euro.

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