zum Hauptinhalt
Wie geht es weiter nach der Grundschule?

© dpa

Bildung in Berlin: Eltern wehren sich gegen Absagen für Siebtklässler

Begehrte Sekundarschulen sind überlaufen, für viele angehende Siebtklässler in Berlin gab es Absagen. Die Folge: Die Kinder werden an Schulen in Problemkiezen verwiesen. Für manche Eltern ist das ein Graus.

An den begehrten Sekundarschulen war die Nachfrage nach Plätzen für das kommende Schuljahr zu groß. Für viele angehende Siebtklässler gab es Absagen. Die Folge: Die Kinder werden an wenig nachgefragte Sekundarschulen verwiesen, die oftmals in sozialen Brennpunktgebieten liegen und nicht den besten Ruf haben.

Ihren zwölfjährigen Sohn vom Winterfeldtplatz nach Neukölln-Nord zu schicken – das kam für Regina Sommerfeldt nicht infrage. Genau das aber hatte das Schulamt Tempelhof-Schöneberg vorgeschlagen, weil alle drei Wunschschulen überfüllt waren. Inzwischen gehört Familie Sommerfeld zu 140 Familien im Bezirk und rund 300 berlinweit, die Widerspruch gegen die Zuweisungsbescheide der Bezirke eingelegt haben.

Ihre Chancen stehen schlecht, denn die beliebten Sekundarschulen sind bis unters Dach gefüllt und wesentlich nachgefragter als die Gymnasien mit ihrem Turboabitur. Allein die Schöneberger Sophie-Scholl-Schule hatte knapp 300 mehr Anmeldungen als Plätze, gefolgt von der Lichtenrader Carl-Zeiss- und der Lichtenberger Gutenberg-Schule. Das Nachsehen haben Kinder ohne Gymnasialempfehlung: Für die Gymnasien mit ihrer harten Probejahrregelung sind sie zu schwach, und an den beliebten Sekundarschulen schnappen ihnen die guten Schüler die begehrten Plätze weg.

„Die Eltern wollen sich damit nicht abfinden“, berichtet Simone Pietsch. Die Anwältin für Schulrecht vertritt rund 50 Familien, die an keiner ihrer drei Wunschschulen unterkommen konnten. Der Klageweg ist nicht ausgeschlossen.

„Erst wurden Standorte geschlossen, jetzt reichen die Plätze nicht.“

Besonders wütend sind die Eltern auf das Schulamt Tempelhof-Schöneberg. „Erst wurden Schulstandorte geschlossen, und jetzt reichen die Plätze nicht“, ärgern sich Elternvertreter. Bildungsstadträtin Jutta Kaddatz (CDU) weist diesen Vorwurf zurück. Schließlich verlange der Senat aus Kostengründen, dass die Schulen voll ausgelastet sein müssten. Zudem müsse ihr Bezirk extrem viele Kinder aus anderen Bezirken aufnehmen. Kaddatz fordert von der Bildungsverwaltung, dass sie sich mehr um die schwachen Schulen kümmert, vor denen die Eltern flüchten. „Wenn diese Schulen besser werden, verteilt sich die Nachfrage auch besser“, ist sich Kaddatz sicher.

Den Eltern hilft das aktuell nicht weiter. Regine Sommerfeldt berichtet, dass sie sich in den letzten Wochen „25 bis 30“ Schulen angesehen hat. Entweder sie entpuppten sich als Brennpunktschulen oder es gab keine Plätze mehr. Auch telefoniert habe sie ohne Ende. „Manchmal wurde ich nicht einmal zum Schulleiter durchgestellt“, sagt die Schöneberger Mutter, die jetzt mit Mühe und Not einen Platz an einer Privatschule in Aussicht hat.

Für die Bezirke ist die Suche nach freien Siebtklässlerplätzen nur ein Teilproblem. Drängend ist auch die Frage, wohin die Schüler kommen, die das Probejahr am Gymnasien nicht schaffen. Bezirke wie Neukölln, Tempelhof-Schöneberg, Charlottenburg-Wilmersdorf und Reinickendorf erwarten, dass sie etliche Rückläuferklassen aufmachen müssen. Wegen des Platzmangels an den beliebten Sekundarschulen erwägen jetzt einige Schulämter, mehrere Rückläuferklassen an einzelnen weniger nachgefragten Sekundarschulen zu konzentrieren, was die Lehrer für eine pädogogische Katastrophe halten. Alternativ wird nicht ausgeschlossen, freie Kapazitäten an Gymnasien oder Grundschulen für Rückläuferklassen zu nutzen.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false