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Bildung: Schultage werden länger

Jetzt ist es amtlich: Wegen der Schulzeitverkürzung auf zwölf Jahre müssen Berliner Gymnasiasten jetzt in der Abiturphase sieben zusätzliche Kurse belegen. Schulleiter kritisieren die Neuregelung.

Berlins Gymnasiasten müssen sich auf zusätzliche Belastungen einstellen: Infolge der Schulzeitverkürzung auf zwölf Jahre müssen sie jetzt auch in der Oberstufe ein größeres Unterrichtspensum erfüllen als bisher. Das hat Bildungssenator Jürgen Zöllner (SPD) am Dienstag den Berliner Direktoren mitteilen lassen. Auf diese Weise will er die Anerkennung des Berliner Abiturs durch die Kultusministerkonferenz (KMK) sicherstellen.

Ingesamt geht es um bis zu sieben Kurse, die zusätzlich belegt werden müssen. Sie erhöhen die Unterrichtsverpflichtung auf 33 Stunden pro Woche. „Das klingt nicht viel, bedeutet aber eine Mehrbelastung“, betont Paul Schuknecht von der Vereinigung der GEW-Schulleiter. Da die meisten Schüler pro Woche mehrere Freistunden hätten, verbrächten sie schon jetzt sehr viel Zeit in der Schule – oftmals ohne Aufenthaltsräume.

„Die Gymnasiasten werden dadurch benachteiligt“, warnt der Leiter des Tegeler Humboldt-Gymnasium Bernd Kokavecz. Während sie die zusätzlichen Kurse belegen müssten, um die Pflichtstundenzahl zu erfüllen, fehle ihnen Zeit, um sich optimal auf die Kurse zu konzentrieren, die in die Abiturnote einflössen. Da hätten es die Sekundarschüler einfacher: Da sie in 13 Jahren zum Abitur gehen, müssen sie pro Jahr weniger Unterricht belegen. Kokavecz ärgert sich auch darüber, dass die Neuregelung erst jetzt kommt. Viele Schulen hätten die Beratungen für die künftigen Elftklässler schon hinter sich – mit ganz anderen Vorgaben.

Bisher mussten die Schüler acht Leistungskurse und 24 Grundkurse in die Abiturnote einbringen und kamen damit – je nach Fächerkombination – auf mindestens 28 Wochenstunden. Künftig müssen sie so viele Kurse belegen, dass sie 33 Stunden erreichen. Dies können maximal sieben zusätzliche Kurse sein. Vom Schuljahr 2011/12 an sollen von diesen sieben Kursen nur vier für die Abiturnote angerechnet werden. Die anderen drei werden – je nach Motivationslage – nur „abgesessen“, um der Forderung der Kultusminister nach 33 Wochenstunden genüge zu tun.

Hier sieht Schuknecht ein weiteres Problem: Es sei kaum möglich, Schüler in Kursen zu motivieren, deren Note sie nicht in den Abischnitt einfließen lassen könnten. Zöllner kontert, dass man durchaus Kurse anbieten könne, die den Interessen der Schüler und dem Profil der Schule entgegenkämen. „Diese Zusatzangebote können eine riesige Chance sein.“

Mit der hohen Stundenbelastung stehen Berlins Schüler nicht allein da. Auch die anderen Bundesländer sehen keine andere Möglichkeit, um die Verkürzung der Schulzeit zu kompensieren: In Brandenburg müssen in den Klassen elf und zwölf je 34 Wochenstunden belegt werden, in Baden-Württemberg 33. Allerdings wurden die Schulen hier frühzeitig informiert. In Berlin mussten sie sich bis gestern gedulden, weil das zuständige Referat wegen Pensionierung verwaist war.

Susanne Vieth-Entus

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