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Berlin: Bildungssenator will Schnellläuferklassen abschaffen Böger: Bei Abitur nach 12 Jahren überflüssig. 4000 Schüler betroffen

Von Susanne Vieth-Entus Ein beliebtes Schlupfloch aus der sechsjährigen Grundschule entfällt: Bildungssenator Klaus Böger (SPD) will die Schnellläuferzüge abschaffen, die mit Klasse fünf an den Gymnasien beginnen und zum so genannten Expressabitur führen. „Ich lasse die Schnellläuferklassen auslaufen, weil wir ohnehin das Abitur nach zwölf Jahren einführen“, kündigte Böger gestern anlässlich im Rahmen einer Diskussion zum Berlin-Brandenburgischen Bildungsbericht an.

Von Susanne Vieth-Entus

Ein beliebtes Schlupfloch aus der sechsjährigen Grundschule entfällt: Bildungssenator Klaus Böger (SPD) will die Schnellläuferzüge abschaffen, die mit Klasse fünf an den Gymnasien beginnen und zum so genannten Expressabitur führen. „Ich lasse die Schnellläuferklassen auslaufen, weil wir ohnehin das Abitur nach zwölf Jahren einführen“, kündigte Böger gestern anlässlich im Rahmen einer Diskussion zum Berlin-Brandenburgischen Bildungsbericht an. Betroffen sind davon 13 Schulen mit insgesamt rund 4000 „Express“-Schülern.

Bislang hatte die Bildungsverwaltung stets verkündet, dass die im neuen Schulgesetz geplante Verkürzung des Abiturs keine Konsequenzen für die beliebten Schnellläuferklassen haben werde. Dies hätte bedeutet, dass die Express-Schüler wie bisher die achten Klassen überspringen und dann zusätzlich die elfte, sodass sie insgesamt nur elf Jahre bis zum Abitur brauchen würden. Davon ist jetzt nicht mehr die Rede.

Unterstützung bekommt Böger von dem renommierten Bildungsforscher Jürgen Baumert, der Deutschlands Pisa-Studie verantwortete und zudem die Berlin-Brandenburger Bildungskommission leitete. Für die Begabtenförderung seien Schnellläuferzüge keine Lösung, sondern „im internationalen Vergleich ein Rückschritt in der Modernisierung“, sagte gestern Baumert, der ein vehementer Befürworter der sechsjährigen Grundschule ist.

Bislang gehen den Grundschulen Jahr für Jahr über 2000 leistungsfähige Schüler nach der vierten Klasse verloren, weil die Eltern eine Unterforderung ihrer Kinder befürchten. Die Zahl der Anmeldungen für die jährlich 750 Schnellläufer-Plätze liegt regelmäßig bei über 1000. Dieser Nachfrage nachzukommen weigert sich die SPD aber seit Jahren, weil sie eine Aushöhlung der sechsjährigen Grundschule befürchtet.

Wenn die Schnellläuferzüge abgeschafft werden, geht von den ohnehin schon knappen grundständigen Plätzen über ein Drittel verloren. Damit blieben den Kindern, die die Grundschule vorzeitig verlassen wollen, nur die altsprachlichen, bilingualen, musik- und sportbetonten Züge als Schlupfloch ins Gymnasium. Die Express-Züge sind aber gerade deshalb so beliebt, weil sie Englisch als erste Fremdsprache bieten. Seitdem sie vor zehn Jahren eingeführt wurden, haben drei Jahrgänge das Express-Abitur abgelegt.

Böger betonte gestern, dass er nichts überstürzen wolle: Wann der letzte Express-Jahrgang aufgenommen wird, konnte er gestern noch nicht sagen. Um begabten Kindern andere Formen der Förderung anzubieten, will der Senator Anfang kommenden Jahres ein Konzept für die Hochbegabtenförderung vorlegen, das von einer eigens eingesetzten Fachkommission erarbeitet wurde und seit rund einem Jahr in der Schulverwaltung unter Verschluss gehalten wird. Fest steht bisher nur, dass es keine besonderen Schulen für diese Schülerklientel geben soll.

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