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Berlin: Billig einkaufen: Mit Chipkarte nur begrenzt möglich

Das Zahlungssystem für Flüchtlinge hat Gegner auch im Handel – Aldi und Netto ist es zu kompliziert

Von Sabine Beikler

Mit harten Bandagen kämpfen Aldi, Lidl und Netto um preisbewusste Kunden. Mit ihren Billigangeboten unterbieten sie sich gegenseitig. In einem aber ziehen immerhin Aldi und Netto an einem Strang: Beide Lebensmittelkonzerne haben kein Interesse daran, sich an das Chipkartensystem für Asylbewerber und Flüchtlinge anzuschließen. Dass sich in der Liste der so genannten 86 „Akzeptanzstellen“ in Berlin keine Billiganbieter finden, kritisieren Chipkartengegner seit Jahren. Der Flüchtlingsrat Berlin zum Beispiel begrüßt auch deshalb die jüngste Ankündigung von Sozialsenatorin Heidi Knake-Werner, das in Berlin 1998 eingeführte Chipkartensystem für 2800 Asylbewerber und Flüchtlinge in Landesobhut wieder abzuschaffen und stattdessen Bargeld auszuhändigen. „Wir betrachten das bargeldlose Zahlungssystem als diskriminierend und ausgrenzend“, sagt Jens-Uwe Thomas, Koordinator des Vereins, der sich für die Rechte von Flüchtlingen einsetzt. Die Bezirke Spandau, Reinickendorf und Tempelhof-Schöneberg wollen dagegen am Chipkartensystem festhalten, um Missbrauch zu verhindern.

Die Chipkarten betreibt die Berliner Sodexho-Cardservices GmbH. Warum Billiganbieter nicht in das System aufgenommen worden sind, begründet Sodexho-Vetriebsleiterin Angelika Richter mit „mangelndem Interesse“. Sodexho hat in Berlin zum Beispiel mit Woolworth, Rewe, Extra, Minimal oder Edeka Verträge abgeschlossen. Deren Filialen erhalten wie einige kleinere Läden eigene Ablesegeräte. Die Ketten oder Händler werden prozentual am Umsatz beteiligt. Sodexho wiederum erhält bis zum Vertragsablauf 1,5 Prozent dessen, was die 2800 Asylbewerber unter Landesobhut ausgegeben haben, als Provision vom Land: 2001 waren das rund 60 000 Euro. Für Aldi oder Netto, die mit eigenen Preiserkennungssystemen arbeiten, dürfte sich die Einführung eines weiteren Ablesegeräts nicht amortisieren, sondern, im Gegenteil, die auf Schnelligkeit ausgerichtete Buchung verzögern.

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