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Berlin: Bits und Beats

Wenn der Chaos Computer Club zur Tagung lädt, ist der Name Programm. Gearbeitet wird trotzdem

Im abgedunkelten Innenraum des Berliner Congress Centers am Alexanderplatz herrscht reger Trubel. An allen Ecken blinkt und klappert es, über große Videoleinwände huschen fraktale Grafiken und aus Lautsprechern wummert Drum’n’Bass. Auf den Sofas und in den Gängen sitzen junge Leute, reden, essen, trinken. Fast könnte man meinen, man wäre in einem Club gelandet, hätte nicht fast jeder der Anwesenden ein Laptop dabei. Dass es keine steife Tagung wird, wenn der Chaos Computer Club (CCC), der in diesem Jahr sein 25-jähriges Bestehen feiert, zum 23. Chaos Communication Congress lädt, war zu erwarten. Trotz des Durcheinanders läuft aus Sicht der Veranstalter aber alles rund. 2500 Besucher haben sie gestern am Tag der Eröffnung bereits gezählt, rund 3000 sollen es bis zum Ende des Kongresses am Samstag noch werden.

Im ersten Stock findet gerade einer der rund 130 Vorträge statt, in denen es um Datensicherheit und technische Überwachung geht, auf den Fluren diskutieren und schrauben die Besucher in rund 40 Workshops, als Florian Holzhauer, 26, Informatikstudent und im Vorstand des CCC, über den Kongress führt. „Technologie gegenüber sind viele Menschen erschreckend gutgläubig“, sagt er. „Wir möchten über Sicherheitslücken informieren und so Missbrauch vorbeugen“, fasst er die Zielsetzung der Tagung zusammen. „Who can you trust?“ - Wem kannst du trauen?, lautet dementsprechend das Motto der Veranstaltung. Eine Antwort darauf hat allerdings auch Holzhauer nicht. „In erster Linie geht es uns darum, die Frage überhaupt zu stellen“, sagt er. „Warum sollte ich einem Konzern mein Geburtsdatum und meine Hobbys verraten, wenn ich eine Kundenkarte bekommen möchte?“, fragt er. Paranoid? Nicht doch. „Viele Leute sagen, dass es ihnen nichts ausmache, über ihr Einkaufsverhalten Auskunft zu geben. Wenn man nachbohrt, kommen allerdings bei vielen schnell Bedenken auf. Wer möchte schon, dass jede Drogerie anhand der bei ihr gekauften Kondome nachprüfen könnte, wie oft er im Monat Sex hat?“ Ein weiteres Anliegen des jährlich Kongresses sei, die Szene miteinander zu vernetzen, sagt Holzhauer. Auch persönlich. Diese Ansicht teilt Andrea Wardzichowski, 37, die sich Princess nennt und zu den „Haecksen“, einer Gruppe von weiblichen Hackern gehört. Trotz E-Mail, Livechat und Internettelefonie sei ein echtes Gespräch durch nichts zu ersetzen, sagt sie. mho

Der 23. Chaos Communication Congress findet noch bis einschließlich 30. Dezember im Berliner Congress Center am Alexanderplatz statt. Tageskarten kosten zwischen 10 und 30 Euro, Dauerkarten zwischen 35 und 80 Euro.

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