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Berlin: Black Power

Als Kind war Andreas Hartwig der Farbtupfer in seinem Heimatort – denn sein Vater stammt aus Zaire. Heute leitet der 34-Jährige eine Werbeagentur und hat Veranstaltungswochen für schwarze Berliner organisiert.

Die Sonne scheint in das Erdgeschossbüro. Ihre Strahlen fallen auf dunkelhäutige Gesichter, die von den Postern lachen: Models sind da zu sehen, und Detlef D! Soost, der Mann, der die Popband „No Angels“ berühmt machte – und Andreas Hartwig. Der 34-Jährige hat die ersten „Black Community Weeks“ in Berlin organisiert, die noch bis zum 28. Februar laufen.

Vor einem halben Jahr hat er mit den Vorbereitungen für das Kulturereignis begonnen, das sich vornehmlich an schwarze Berliner richtet. Sponsoren hat Hartwig gefunden, Räume reserviert, Referenten ausgesucht und Partys organisiert. „Wir wollten keine öffentlichen Gelder, diese Veranstaltung sollte aus eigener Kraft entstehen.“ Die Black Community Weeks verstehen sich als Fortsetzung des Black History Month, der bis 1999 jedes Jahr in Berlin stattfand. „Uns war es wichtig, dass diese Wochen nicht nur politiklastig sind, sondern auch Unterhaltung bieten.“ Daher gibt es zwischen Diskussionsforen zum Thema „Don’t you call me Neger!“ auch Kochkurse, Hip-Hop-Ateliers und Bastelworkshops für Kinder. „Unsere Veranstaltungen sollen für alle offen sein.“

Andreas Hartwigs Vater kommt aus Zaire, seine Mutter ist Berlinerin. Geboren ist er in Zeuthen, kurz hinter der Stadtgrenze, wo er auch aufgewachsen ist. „Ich war da der Farbtupfer“, sagt er. Heute lebt Andreas Hartwig in Prenzlauer Berg und leitet die Werbeagentur „Happy Graphics“ in der Pappelallee 68. Mit dem Werbejob hat er seinen Nebenberuf, den er Mitte der 90er Jahre betrieben hatte, zum Beruf gemacht. Das Lehramtsstudium gab er dafür auf. Lehrer ist er aber trotzdem geworden: Regelmäßig unterrichtet er Studenten in Eventmarketing.

Andreas Hartwig ist Veranstaltungsprofi, das hat ihm geholfen, aus den Black Community Weeks mehr als ein Folkloretreffen zu machen. „Was alle vereint, ist zwar die Hautfarbe, aber das ist keine starke Basis.“ Die schwarze Community soll aktiver werden. „Wir können uns nicht immer hinter unseren vermeintlichen Opferrolle als Minorität verstecken. Die Gemeinschaft hat ein großes Potenzial, weil viele Farbige überdurchschnittlich gut qualifiziert sind. Das sollten wir als wirtschaftlichen Spielraum ausbauen.“ Seine Werbeagentur hat derzeit Mitarbeiter. Viele seiner Kunden sind schwarz. Das ist kein vorrangiges Auswahlkriterium. „Ich würde zum Beispiel nie jemanden einstellen, nur weil er schwarz ist.“ Doch die Vernetzung schwarzer Geschäftsleute findet Andreas Hartwig wichtig. Deshalb findet während der Community Weeks auch eine Black Business Lounge statt. „Heute wird immer noch über die Definition eines Schwarzen diskutiert. Aber wir müssen aktiver werden, nicht immer nur reagieren.“ Die schwarzen Kulturwochen sind erst einmal ein Versuch. „Ende Februar werden wir sehen, ob wir unsere Zielgruppe erreicht haben. Dann wird sich zeigen, ob wir 2005 weitermachen.“

Black Community Weeks, bis zum 28. Februar, Informationen im Internet unter www.total-blackout.de.

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