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Folklore oder Rassismus? Die „Zwarten Pieten“ und auch Sinterklaas sind in diesem Jahr beim Potsdamer Sinterklaasfest nicht dabei.

© Andreas Klaer

Blackfacing in Potsdam: Rassismusvorwurf: Weihnachtsmarkt ohne "Zwarte Pieten"

Aus für Sinterklaas und die „Zwarten Pieten“: Nach wiederholter Kritik wurden die Figuren vom Potsdamer Weihnachtsmarkt verbannt.

Der Potsdamer „Sinterklaas“-Weihnachtsmarkt, bislang ein Publikumsmagnet mit 25 000 Gästen, wird in diesem Jahr definitiv ohne die umstrittenen Figuren der „Zwarten Pieten“ auskommen müssen. Stattdessen soll am 12. und 13. Dezember ein holländischer Adventsmarkt Besucher und Touristen in das Holländische Viertel locken. Der Grund: Die Stadt Potsdam will die unter Rassismusverdacht stehende Darstellung der schwarz geschminkten Helfer des niederländischen „Sinterklaas“ nicht mehr mit öffentlichen Geldern fördern.

Im vergangenen Jahr war es in Potsdam zu Protesten gegen das niederländische Traditionsfest gekommen. Auch in den Niederlanden wird seit Jahren über die „Zwarten Pieten“ diskutiert, weil sich Menschen mit schwarzer Hautfarbe dadurch diskriminiert fühlen. Zudem gilt das sogenannte „Blackfacing“ als diskriminierend und rassistisch. Es geht auf Minstrel-Shows im 19. Jahrhundert in den USA zurück, bei denen sich weiße Darsteller schwarz schminkten.

Seit den Debatten im vergangenen Jahr hatte Potsdams Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) dem Förderverein zur Pflege Niederländischer Kultur in Potsdam, der das Sinterklaas-Fest abhält, in diesem Jahr nun deutlich gemacht, dass es für die Darstellergruppe aus Holland für den „Zwarten Piet“ kein Geld gibt. Dabei ließ sich das Rathaus auch von mehreren Professoren der Universität Potsdam beraten. In Gesprächsrunden sei nach Lösungen mit dem Verein gesucht worden – etwa durch eine andere als die schwarze Gesichtsfarbe, denen sich aber der Verein mit Verweis auf die Tradition verweigert habe, sagt ein Stadtsprecher.

Das Fest wird trotzdem ganz normal gefördert

Der Verein stellte trotz der klaren Botschaften einen Förderantrag und blitzte, wie von der Stadt angekündigt, ab. Die Stadt Potsdam könne Gelder für freiwillige öffentliche Leistungen nur zahlen, wenn ein erhebliches Interesse an den Inhalten des geförderten Projekts bestehe, hieß es. Genau das stehe durch die anhaltenden Debatten um den „Zwarten Piet“ infrage. Gefördert wird das Fest trotzdem – aber nicht der Auftritt des „Zwarten Piet“.

Fördervereinschef Hans Göbel bedauerte die Entscheidung der Stadt und sagte: „Wir jammern aber nicht.“ Dem Protest einer kleinen Gruppe Demonstranten hätten 2014 mehr als 25 000 fröhliche und friedfertige Besucher des europäisch geprägten Festes gegenübergestanden. „Sinterklaas“ sei ein reines Kinderfest, das der Verein seit 1996 abhält. „Sinterklaas“ ist die Bezeichnung für den Nikolaus. Er kommt von Holland, wo er am 5. Dezember traditionell die Kinder beschenkt, nach Potsdam. Die Ankunft im Hafenbecken war bei Kindern beliebt. Auf einem Schimmel ritt er ins Holländische Viertel ein. Begleitet wurde er von jenen „Zwarten Pieten“, die Süßigkeiten an die Kinder verteilten, und einer „Pieten“-Kapelle. Göbel räumte ein, dass es durchaus rassistische Elemente in der Figur gebe. Sein Verein habe sehr darauf geachtet, dass diese in Potsdam nicht betont würden. Ein Kompromiss, die Figuren nicht schwarz, sondern grün oder rot zu bemalen, sei nicht möglich gewesen. „Der Zwarte Piet ist der zwarte Piet und nicht der grüne“, sagte Göbel. „Sie lassen ja auch den Weihnachtsmann nicht in Badelatschen laufen.“

"Es war in Deutschland auch mal Tradition, seine Frauen und Kinder zu schlagen"

Insgesamt kostet die Veranstaltung rund 45 000 Euro, 16 000 Euro sollen aus der Stadtkasse kommen – diesmal aber nicht für den „Zwarten Piet“. Der Potsdamer Migrantenbeirat begrüßte den Schritt: „Es war in Deutschland auch mal Tradition, seine Frauen und Kinder zu schlagen. Wir leben im 21. Jahrhundert und es gibt gute Gründe, mit Traditionen zu brechen.“ Peter Schultheiß von den Potsdamer Demokraten kritisierte hingegen: Sollte Oberbürgermeister Jakobs den Rassismusvorwurf teilen, „dann sollte er Karnevalssitzungen, in denen sich die Narren als Beduinen, Indianer oder Neger verkleiden, auch nicht mehr besuchen“.

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