zum Hauptinhalt
Der Ausbau der erneuerbaren Energien hilft dem Klima - aber er erhöht das Risiko eines großen Blackouts auch in Berlin.

© dpa

Blackout-Szenario für Berlin: Wie sich die Stadt gegen Stromausfall wappnet

Das Parlament befasst sich mit einem stadtweiten Blackout. Ergebnis: Berlin ist besser auf den Ernstfall vorbereitet als noch vor kurzem. Aber wenn er länger als ein paar Stunden dauert, wird es dramatisch.

Erst fallen sämtliche Ampeln aus, U-Bahnen und Aufzüge bleiben samt ihren Insassen stecken. Dann versiegt das Wasser in Hahn und Toilettenspülung, die Handynetze fallen aus, sämtliche Supermärkte schließen, weil die Kassen streiken. Allmählich taut die Ware in den Kühlregalen auf. Und durchs allgemeine Verkehrschaos – das sich wegen der ebenfalls geschlossenen Tankstellen allerdings bald lichtet – tönen die Sirenen der Rettungswagen, die sich um Kranke kümmern müssen, die plötzlich in Lebensgefahr schweben. Ein großflächiger und länger als nur wenige Stunden dauernder Stromausfall gilt auch für Berlin als größtes denkbares Katastrophenszenario.

Auf Antrag der Piraten befasste sich der Innenausschuss des Parlaments am Montag mit der Frage, wie gut Berlin für diesen Fall gewappnet ist. Besser als die meisten anderen Regionen, lautete das Fazit von Innenstaatssekretär Bernd Krömer (CDU), der eine endlose Liste von Gremien und Sitzungen vorlas, in denen sich die Beteiligten abstimmen. Hinter Krömers Technokratenstakkato verbarg sich die gute Nachricht, dass die Beteiligten – Feuerwehr, Polizei, Energieversorger, Wasserbetriebe, BVG und BSR – enger zusammenarbeiten als noch vor wenigen Jahren. 2011 hatte eine Studie der Hochschule für Wirtschaft und Recht (HWR) die Vorbereitung Berlins auf einen Blackout noch für unzureichend befunden – und der damalige Innensenator Ehrhart Körting (SPD) Abhilfe zugesagt.

Nach Auskunft von Polizeipräsident Klaus Kandt liegen in den Direktionen Pläne, die im Fall eines Blackouts regeln, wo Personal verstärkt wird, um zu helfen oder Eigentum zu schützen. Auch die Feuerwehr hat nach Angaben ihres Chefs Wilfried Gräfling ein Krisenhandbuch zur Hand – und erstelle zurzeit einen Leitfaden für alle Kollegen, damit im Ernstfall jeder weiß, was zu tun ist. Die Berufsfeuerwehr kennt stadtweit knapp 1000 Einrichtungen, in denen Pflege- oder Hilfsbedürftige leben. Wie viele allerdings zu Hause beispielsweise per Sauerstoffgerät versorgt werden, ist unbekannt. Bleibt der Strom länger als einen Tag weg, gilt der Treibstoffnachschub für Einsatzwagen und Notstromaggregate als Schlüsselproblem. Immerhin drei Berliner Tankstellen – früher war es nur eine – sollen autark Sprit liefern können.

Der als Experte geladene Technikchef von Vattenfalls Stromnetz-Tochter, Thomas Schäfer, hält das Risiko eines großen Blackouts für größer als in früheren Jahren, weil die unsteten erneuerbaren Energien das überregionale, noch nicht ausreichend ausgebaute Netz stärker belasten. Wenn in Berlin großflächig die Lichter ausgehen, dann wegen solcher externer Ursachen, heißt es bei Vattenfall. Im Stadtgebiet seien praktisch überall Reserven und Umwege vorhanden, so dass der Strom auch bei größeren Schäden bald wieder fließen könne. Im schlimmsten Fall – falls über eine extern ausgelöste Kettenreaktion das Berliner Verteilnetz abgeklemmt würde – fielen die Kraftwerke laut Vattenfall zunächst in eine Art Leerlaufmodus. Sollten auch sie sich abschalten, bräuchten sie Strom, um wieder hochzufahren. Diesen Strom könne eine Gasturbine am Stadtrand in Ahrensfelde liefern. Sie wäre im schlimmsten Fall der Strohhalm, an dem sich Berlin aus der Finsternis hangeln könnte, um mit seinen innerstädtischen Kraftwerken zumindest die dringendsten Abnehmer rasch wieder mit Strom versorgen zu können.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false