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Berlin: Blaue Glatzen statt bunter Katzen

Der Unterhaltungs-Konzern Stage-Holding nimmt „Cats“ 2004 vom Spielplan und streicht die Musicals am Potsdamer Platz. Stattdessen kommt die „Blue Man Group“

Von Matthias Oloew

und Björn Seeling

Die Tage des Musicals im Theater am Potsdamer Platz sind gezählt. Denn nach „Cats“ zeigt der Unterhaltungskonzern Stage Holding dort eine Show, in der weder gesungen noch gesprochen wird. Die Blue Man Group, so heißt der Titel der Produktion, ist eine Mischung aus Multimedia-Performance, Comedy, Pop-Musik und „Stomp“-artiger Trommelei. Markenzeichen der Truppe ist ihr blaues, lackglänzendes Outfit. In den USA sind die Blauen Kult, füllen Tag für Tag Theater in Las Vegas, Chicago oder New York. Hierzulande kennt man sie höchstens aus der Fernsehwerbung für Computerchips.

„Die Show ist eine Europapremiere“, sagt Stage-Geschäftsführer Maik Klokow dem Tagesspiegel, auch weil Chris Wink, Mitbegründer der Blue-Man-Group dorthin wollte. „Er wollte unbedingt in Berlin auftreten.“ Für Klokow kam das wie gerufen – das Musical „Cats“ ist dann anderthalb Jahre rund 500 Vorstellungen gelaufen, und ein so großes Haus wie das Theater am Potsdamer Platz braucht ein neues Zugpferd.

Im April 2004 soll die Blue Man Group in Berlin Premiere feiern. Etwa ein Jahr lang soll die Show laufen. In dem Haus wird auch die aufwändige Technik reaktiviert, die eigens für das Stück „Der Glöckner von Notre Dame“ eingebaut worden war. Mit der Disney-Produktion wurde das Theater 1999 als Musicalbühne eröffnet.

Hinter den blauen Männern stehen drei Freunde, die vor 15 Jahren als Straßenkünstler angefangen haben. Inzwischen ist aus ihrer Drei-Mann-Truppe ein Unternehmen mit mehreren hundert Mitarbeitern geworden, das auch für den neuesten „Terminator“-Film gearbeitet hat: Die Blue Man Group steuerte einen Filmsong bei. Das Video dazu läuft derzeit auf MTV und Viva. Klokow erklärt: „Die Show wird eine Bereicherung für den Entertainment-Markt in Berlin, etwas Vergleichbares gibt es noch nicht.“

Den Spielort Potsdamer Platz hat Klokow nach eigenen Angaben auch deshalb ausgesucht, weil „das futuristische Zentrum des neuen Berlins sehr gut zu der Show passt“, die sich „sehr am Mainstream orientiert“, also in seinen Augen kein Problem haben wird, das große Haus zu füllen.

Mit der Blue-Man-Group verbreitert die Stage-Holding ihr Angebot. „Unser Kerngeschäft bleibt das Musical“, sagt Klokow, „aber wir werden uns in Zukunft breiter aufstellen.“ Neben Shows wie der Blue Man Group oder „De la Guarda“, mit der die Stage-Holding im Frühjahr in Reinickendorf gastierte, kann sich Klokow auch den Einstieg seiner Firma in den Tourneetheater-Markt vorstellen. „Dafür fehlen uns derzeit aber noch die Partner.“

Die Stage-Holding lässt derweil weiter am Theater des Westens werkeln. Im September soll dort das Musical „Les Miserables“ Premiere feiern. Die Proben beginnen im August. Zurzeit wird das Traditionstheater an der Kantstraße für einen einstelligen Millionenbetrag umgebaut. Um das auch nach außen deutlich zu machen, wird das ganze Haus am kommenden Wochenende verhüllt, ähnlich wie seinerzeit das Brandenburger Tor. Die Hülle wird neben der Fassade des Hauses auch Szenen aus „Les Miserables“ zeigen, dahinter wird die Fassade des Baus saniert.

Cats verabschiedet sich im Januar 2004 nach fast 20 Jahren aus Deutschland: Die berühmtesten Katzen der Welt werden auf Europa-Tournee geschickt. Das nächste Mal werden Grizabella, Munkustrap & Co. in der Schweiz miauen.

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