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Berlin: Blindenschule soll schweren Unfall vertuscht haben Behindertes Mädchen brach sich Schädel bei Sturz Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen das Personal

Der Vorwurf wiegt schwer: An der Johann-August-Zeune-Schule für Blinde in Steglitz sollen die Betreuer so fahrlässig gehandelt haben, dass eine 13-jährige Schülerin bei einem Sturz lebensgefährlich verletzt wurde. Sie erlitt einen Schädelbruch und mehrere Hirnblutungen.

Der Vorwurf wiegt schwer: An der Johann-August-Zeune-Schule für Blinde in Steglitz sollen die Betreuer so fahrlässig gehandelt haben, dass eine 13-jährige Schülerin bei einem Sturz lebensgefährlich verletzt wurde. Sie erlitt einen Schädelbruch und mehrere Hirnblutungen. Zudem sollen die Verantwortlichen den Unfall eine Woche lang verschwiegen haben – das Mädchen sei deshalb nicht angemessen ärztlich versorgt worden. Dies alles wirft die Gesamtelternvertreterin Sigrid Schulze der Schule vor, sie hat inzwischen Anzeige erstattet. Auch deshalb, weil es schon häufiger an der Schule zu „ungeklärten Verletzungen“ gekommen sei. Mittlerweile liegt der Fall bei der Staatsanwaltschaft. Auch der Landeselternausschuss fordert Aufklärung.

Was war passiert? Die mehrfach schwerstbehinderte Schülerin Celina M. (Name geändert) war am 12. September von einer hüfthohen Liege gestürzt. Die Erzieherin gab später im Unfallbericht an, sie sei für kurze Zeit unaufmerksam gewesen. Aufgrund ihrer Behinderung kann die blinde Celina nicht sprechen, laufen oder sich alleine fortbewegen. Die Erzieherin rief nach dem Sturz den Klassenlehrer hinzu. Da beide keine äußerlich sichtbaren Verletzungen feststellen konnten, „wurde der Unfall als Bagatelle eingestuft“, sagt Elternvertreterin Sigrid Schulze. „Weder wurde der Schularzt konsultiert noch wurde die Mutter verständigt“. Celinas Mutter bestätigte dies dem Tagesspiegel. „Ich habe auch nichts bemerkt, da ich zu dieser Zeit stark erkältet war und versucht habe, körperlich Abstand zu meiner Tochter zu halten, um sie nicht anzustecken.“ Erst bei einem Klassenausflug fünf Tage später hätten die Erzieherin und der Lehrer ein Loch im Schädel des Mädchens und eine riesige Beule bemerkt. Dennoch wurde nichts unternommen. Nach zwei weiteren Tagen sah Celinas Krankengymnastin die Wunde und bestand darauf, dass das Kind in einem Krankenhaus behandelt wird. „Erst dann habe ich davon erfahren“, sagt die Mutter. „In der Klinik wurde ich zunächst sogar verdächtigt, ich würde mein Kind misshandeln.“ Erst als dieser Vorwurf im Raum stand, habe die Erzieherin der Mutter „unter Tränen“ mitgeteilt, dass die Verletzungen mit dem Sturz eine Woche zuvor zusammenhängen könnten.

Celinas Mutter ist besonders verärgert, weil ihre Tochter in der Vergangenheit schon zweimal verletzt nach Hause kam: einmal mit einem blauen Auge, einmal mit einer aufgeplatzten Lippe. „Nie stand dazu etwas in dem Mitteilungsbuch für die Eltern“, sagt sie. Auf Nachfrage bei den Betreuern wurde ihr beide Male gesagt, man habe keine Erklärung, wie es zu den Verletzungen kam.

Schuldirektor Thomas Kohlstedt bestreitet die Vorfälle an der Schule nicht. „Wir bedauern, dass das Kind von der Liege gefallen ist“, sagt er, aber verteidigt das Verhalten seiner Mitarbeiter: „Das Kind hat sich nach dem Unfall ganz normal verhalten. Die Betreuer konnten keine Verletzung sehen.“ Er gibt zu, dass dies „eine Fehleinschätzung“ gewesen sei. Er habe die Anweisung gegeben, dass künftig „auch kleinste Unfälle gemeldet werden“.

Doch viele der Eltern an der Schule sind besorgt. So auch Dieter Hirsch. Seine Tochter Fabiola musste mit einer offenen Wunde am Hinterkopf in die Klinik gebracht werden. „Der Schulleiter hat mir damals gesagt, Fabiola sei schon mit der Verletzung aus dem Schulbus gestiegen“, sagt Hirsch. Doch das glaubt er nicht. „Wir können allerdings nichts beweisen. Als sie bei uns abgeholt wurde, war sie jedenfalls noch unverletzt“, schildert er. Wie er weiter berichtet, habe der Klassenlehrer Fabiola kurz darauf von der Klassenfahrt ausgeladen. „Wir bekamen einen Brief, dass er kein Vertrauen zu uns als Eltern mehr hat“, sagt Hirsch. Er betont, ebenso wie Celinas Mutter, dass es verständlich sei, wenn die Betreuer die „schwerstbehinderten und sehr schwierigen Kinder nicht immer unter Kontrolle haben“. Doch es dürfe keine „Vertuschung“ stattfinden. „Es wird nicht mit offenen Karten gespielt“, sagt Hirsch. Und das führe zu einem Vertrauensverlust, ergänzt Celinas Mutter.

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