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Gesichert. Die Polizei richtete einen Sperrkreis um den Blindgänger aus dem Zweiten Weltkrieg ein.

© Kai-Uwe Heinrich

Blindgänger am Jüdischen Museum: So wurde die Bombe in Kreuzberg entschärft

Sie haben unseren Live-Blog zur Bombenentschärfung in Kreuzberg am Sonntag verpasst? Lesen Sie hier die Zusammenfassung der Ereignisse.

Ein Fund aus dem Zweiten Weltkrieg hat am Sonntag halb Kreuzberg in Stress versetzt: Erst am frühen Abend kurz nach 18 Uhr wurde eine 250 Kilogramm schwere Bombe entschärft, die Bauarbeiter am Freitag voriger Woche nahe dem Jüdischen Museums entdeckt hatten. Vorsorglich plante die Polizei am Sonntag nahezu zehn Stunden für die Aktion ein. Eine realistische Annahme. Tatsächlich mussten rund 11 000 betroffene Anwohner mehr als neun Stunden lang ihre Wohnungen verlassen (den Live-Blog finden Sie unter diesem Link).

Es begann alles um 9 Uhr, als die Polizei den Sperrkreis rund um den Fundort des Blindgängers am einstigen Blumengroßmarkt einrichtete. Alle Bewohner des Gebietes zwischen Rudi- Dutschke- Straße und Halleschem Tor sowie zwischen Wilhelm-, Linden- und Alter Jakobstraße mussten ihr Zuhause verlassen. Bereits am Sonnabend waren Infoflyer verteilt worden. Nun fuhren Lautsprecherwagen durch die Straßen und informierten über die Räumung des Viertels. Polizisten gingen von Haus zu Haus, um sicher zu gehen, dass auch jeder dem Aufruf nachgekommen war.

In der Grube. 250 Kilo wog der Blindgänger.
In der Grube. 250 Kilo wog der Blindgänger.

© Polizei

Allerdings gab es auch Menschen, die nicht aus eigener Kraft ihre Wohnungen verlassen konnten. Für sie wurde Hilfe organisiert. Mit dem Krankenwagen ging es dann zu vorübergehenden Unterkünften. Die Bewohner eines geräumten Seniorenheimes wurden im Kreuzberger Rathaus an der Yorckstraße untergebracht. Als schwierig erwies sich die Ausquartierung in einem Fall: Für einen Anwohner, der in einem medizinischen Spezialbett lag, musste ein Spezialfahrzeug organisiert werden. Erst gegen 16.30 Uhr traf das Auto ein, und erst danach konnten die Experten des Kampfmittelräumdienstes mit der Entschärfung der Bombe aus US-Produktion beginnen.

Busse umgeleitet, U-Bahn fuhr durch

Seit den Morgenstunden ging auch im öffentlichen Nahverkehr drumherum nichts mehr. So durften keine U-Bahnen in den Stationen Kochstraße und Hallesches Tor halten; die Busse der Linien M26, M41 und 248 mussten andere Routen nehmen. Als die Bombenexperten der Polizei schließlich gegen 17 Uhr mit dem Entschärfen begannen, waren einige Anwohner mit der Geduld am Ende. Sie sammelten sich vereinzelt vor den Absperrungen. „Hoffentlich sind die bis zum ,Tatort‘ fertig“, sagte eine Frau. Den Tag hatte sie mit Mann und Hund in der Schorfheide verbracht – aber nun drängte es alle drei mit Macht nach Hause. Die meisten Anwohner waren nach dem Bombenalarm ebenfalls spontan zu Ausflügen aufgebrochen oder hatten sich bei Verwandten und Freunden eingeladen. Als die Polizei dann nach Einbruch der Dunkelheit die Straßen endlich zur Rückkehr freigab, war die Eile groß.

Nach Schätzungen des Senats liegen noch 3000 Blindgänger aus dem Zweiten Weltkrieg im Berliner Untergrund. Die rege Bautätigkeit fördert immer wieder die gefährlichen Reste aus dem Krieg an die Oberfläche. Erst im September hatten Arbeiter eine 50-Kilogramm-Bombe an der Humboldt-Universität entdeckt.

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