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Berlin: Blühende Tulpen für Königin Beatrix

Botschaft der Niederlande in Mitte eröffnet Im Bellevue war auch der Schriftsteller Cees Nooteboom dabei

Dieser Einladung konnte Cees Nooteboom nicht widerstehen. Der Schriftsteller hatte sich eigentlich in einen kleinen Ort im Allgäu zurückgezogen, um an einer neuen Novelle zu schreiben. Und wenn Nooteboom schreibt, nimmt er ungern andere Termine wahr. Doch eine Einladung zum Essen mit Königin Beatrix im Schloss Bellevue konnte er natürlich nicht ablehnen – und kam zu einem Blitzbesuch nach Berlin. Beim Mittagessen auf Einladung von Bundespräsident Johannes Rau saß Nooteboom ihr schließlich direkt gegenüber.

Und ein paar Stunden später trafen sich die Königin und der Schriftsteller wieder, dieses Mal in der neuen niederländischen Botschaft, die Rem Koolhaas in Mitte an der Spree entwarf und die Königin Beatrix im Rahmen ihres zweitägigen Deutschlandbesuches offiziell eröffnete. Jeweils zwei Ehrengarden der königlichen Mareechaussee zogen vor den Gästen ihre Säbel blank – und unter den Klängen des Fanfarenkorps des Königlichen Heeres strömten die Ehrengäste in das spektakuläre Gebäude. Gegen 17 Uhr betrat die Königin in Begleitung von Bundespräsident Rau und Alt-Bundespräsident Richard von Weizsäcker den von Botschafter Nikolaos van Dam frisch getauften Prinz-Claus-Saal. Zuvor hatte Rem Koolhaas die Königin durch das Gebäude geführt. Der Bau der Botschaft habe sich über die Amtsperioden von vier Außenministern erstreckt, sagte van Dam unter großem Gelächter – aber das Ergebnis sei spektakulär. Außenminister Bernard Bot zeigte sich in seiner bewegenden Rede erfreut darüber, wieder in Berlin zu sein. „Ich habe aus der Nähe miterlebt, wie die Berliner sich behaupteten in der Wirklichkeit einer geteilten Stadt, die nur durch den penetranten Geruch von Braunkohle vereint zu sein schien.“ Und er „denke mit einer gewissen Nostalgie an jenen Januar 1973 zurück, als ich als erster westlicher Diplomat in Ost-Berlin meinen Dienst antrat, mit dem Auftrag, den Aufbau der niederländischen Botschaft in der DDR in die Hand zu nehmen“. Sein Amtskollege Joschka Fischer fügte hinzu, dass Bot wahrscheinlich der einzige Diplomat sei, dem es im Laufe seines Lebens gelungen sei, zwei Botschaften in zwei verschiedenen Staaten in der gleichen Stadt zu eröffnen. Nach den Reden der Minister enthüllte Königin Beatrix zusammen mit Bundespräsident Rau eine Plakette – die Botschaft war eröffnet. Etwa 20 Minuten nahm sich die Monarchin nach den Nationalhymnen Zeit, um mit ehemaligen Botschaftern, darunter auch Peter van Walsum, der dieses Grundstück damals gefunden hatte, Abgeordneten und anderen Persönlichkeiten zu sprechen.

Die Königin war am Vormittag auf dem militärischen Teil des Flughafens Tegel eingetroffen. Eine Premiere gab es am Schloss Bellevue, wo Beatrix von Bundespräsident Rau und seiner Frau am Vormittag empfangen wurde. Erstmals stellte nicht das Wachbataillon der Bundeswehr die Ehrenwache, sondern ein niederländischer Soldat und eine deutsche Soldatin vom 1. Deutsch-Niederländischen Korps, dessen Hauptquartier in Münster beheimatet ist.

Es ist eine angenehme Begleiterscheinung dieses Besuches, dass die kunstinteressierte Monarchin während der offiziellen Termine, die sie in Berlin wahrnimmt, auch gleichzeitig ein wenig von den neuen architektonischen Perlen Berlins sehen konnte, darunter den Reichstag und das Jüdische Museum. Heute Morgen ist sie zu Gast im Kanzleramt. Und vielleicht hat Beatrix gestern Nachmittag draußen vor der extravaganten Botschaft die ersten Tulpen gesehen, die ihre Köpfe in die kalte Berliner Luft stecken. Ohne Tulpen geht es wirklich nicht.

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