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Berlin: Blumen für den Bildungssenator

Zöllner schafft das Unmögliche: Gewerkschafter loben ihn für den Schulstart Allerdings gibt es auch Warnungen vor zu viel Euphorie

Glockenblumen und Rosen statt Pfiffe und Protestbriefe. Wer hätte gedacht, dass das ein Berliner Schulpolitiker erleben kann. Jetzt aber ist es passiert, und der Glückliche heißt Jürgen Zöllner: Gestern bekam der SPD-Bildungssenator einen Blumenstrauß von der Vereinigung der GEW-Schulleiter dafür, dass er den Unterrichtsbeginn nach den Ferien gut in den Griff bekommen habe. Auch andere Verbände lobten Zöllners Management.

„Wir gratulieren dem Senator, weil die Personalausstattung spürbar besser ist als in den letzten Jahren“, begründete Wolfgang Harnischfeger seinen ungewöhnlichen Blumenauftritt. Der Vorsitzende der GEW-Schulleitervereinigung hatte Zöllner den Strauß vor den Ferien für den Fall versprochen, dass alle Schulen die ihnen zustehenden Lehrer haben würden. Dies sei nun tatsächlich eingetreten, lobt Harnischfeger.

„Es ist an den Schulen ruhiger als in früheren Jahren“, resümieren auch Heinz Winkler und Astrid-Sabine Busse vom Konkurrenzverband, der Interessenvertretung der Berliner Schulleiter. Sie finden die Blumengeste in Ordnung, denn „dieses Jahr sind wir besser versorgt als sonst“, sagt Busse, Rektorin der Grundschule in der Köllnischen Heide. Allerdings mahnt sie, dass sich die Situation durch Pensionierungen und Erkrankungen schnell ändern könne.

Das weiß auch Harnischfeger. „Es ist abzusehen, dass es zu Pannen kommen wird“, mahnt er, denn die Lehrerausstattung sei so knapp, „als ob man mit einem Reserverad eine Schotterpiste entlang- führe“. Deshalb appelliert Harnischfeger an den Senat, junge Lehrkräfte besser zu bezahlen, um ihre Abwanderung in andere Bundesländer zu verhindern.

Besorgt über den Weggang „wirklich toller Leute“ ist auch Pit Rulff vom Verband der Berufsschulleitungen. Ebenso wie Harnischfeger fordert er, die Einstellungsbedingungen endlich zu verbessern. Wenn man schon keine Verbeamtungen bieten könne, müsse zumindest eine vergleichbare Bezahlung her.

Auch Mieke Senftleben (FDP) warnt vor zu viel Euphorie über den Schulstart. Sie verweist darauf, dass zurzeit etliche autistische Kinder mangels Schulhelfer nicht am Unterricht teilnehmen können. Was da passiere, sei eine „Sauerei“. Im Übrigen müsse sie „schmunzeln“ über die Senatorenblumen, denn es sei doch eigentlich eine „Selbstverständlichkeit“, dass alle Schulen genug Lehrer haben. In diesem Punkt sei sie ausnahmsweise mal einer Meinung mit der GEW-Chefin Rose-Marie Seggelke.

„Die GEW hat nicht genug Geld, um allen Blumen zu schenken, die ihre Arbeit erledigen“, kommentierte Seggelke etwas belustigt den Auftritt der mit ihrer Gewerkschaft verbundenen Schulleitervereinigung. Aber immerhin müsse sie zugeben, dass Zöllner „die Aufgabe besser erfüllt hat als seine Vorgänger, denn er hat sich die besseren Berater geholt“, findet Seggelke und nennt auch gleich einen Namen: Erhard Laube, den langjährigen GEW-Vorsitzenden und jetzigen Leiter der wichtigsten Zöllner-Abteilung. Susanne Vieth-Entus

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