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Berlin: Blumen küssen

Wie die Love-Parade-Macher ihr Image verbessern wollen

International gilt die Love Parade als rundweg großartiges Ereignis, in der Stadt selbst wird das nicht überall so gesehen. Höchste Zeit also, etwas zu tun, damit das Image wieder besser wird. Die Zeiten, in denen der Rave eine Demonstration war, sich die Organisatoren einen Dreck um den Müll im Park scherten („Kümmert uns nicht, wir sind schließlich eine Demo“: ChefOrganisator Ralf Regitz bei der Pressekonferenz 1996), ist vorbei. Jetzt wird demonstrativ Sorge getragen.

Zum Beispiel um die Anwohner. Sie erhalten extra einen Ausweis, mit dem sie alle Sperren durchqueren können. Neu sind diese Sperren sowieso – zum Schutz der Anwohner und ihrer Blumenrabatten vor kampierenden Ravern. Mindestens ebenso demonstrativ ist der Termin am heutigen Montagmorgen. Ralf Regitz, plus Polizei, plus der Ansprechpartnerin für die Anwohner („Anwohner Relations“ nennt sich das neudeutsch) stellen die ersten Halteverbotsschilder im Umfeld der Paradestrecke auf. Die Botschaft auch hier: Wir kümmern uns.

Bleiben die geschundenen und dem Raveransturm noch immer schutzlos ausgelieferten Blumen, Büsche und Bäume im Tiergarten. Was kann man tun, damit die Botschaft auch hier ankommt? Die Idee der beratenden PR-Agentur: eine Pflanzenpatenschaft. Nicht irgendwer aus dem Tross der Chef-Paradierer wird das übernehmen, nein, der geistige Urheber höchstselbst, Matthias Roeingh, alias DJ Dr. Motte. Und nicht irgendeine Pflanze wird er für die Objektive küssen, sondern gleich zwei: den Liebesperlenstrauch und die Brennende Liebe. Das versteht er als Engagement, die drohende Schließung des Botanischen Gartens abzuwenden.

Botanischer Garten? Ganz richtig. Die exotischen Gewächse gedeihen nicht im Tiergarten, sondern unter Glasdächern in Dahlem. Nichts gegen die Liebespflanzen – aber auch im Tiergarten lauern viele Gefahren. Die Miniermotte etwa, die den Kastanien zusetzt. Das wäre ein lohnender Feldzug gewesen. Dr. Motte im Kampf gegen die Miniermotte – die Herzen der Berliner flögen ihm nur so zu. oew

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