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Bluttat in Buckow: Polizei: „Wir wollen nichts übersehen“

Weiterhin Unklarheit: Die Polizei hat sich im Neuköllner Mordfall noch auf keine Theorie festgelegt. Doch es sieht so aus, als wenn sich Täter und Opfer nicht kannten.

Es ist ein Szenario, das den Anwohnern besondere Sorge bereitet: Dass es die jungen Männer vor dem Krankenhaus Neukölln eher zufällig getroffen haben könnte. Dass der Mörder von Burak B. im Kiez lebt und aus nichtigem Anlass zur Waffe griff. Die Polizei hält es jedenfalls für möglich, dass sich der Täter bereits in der Vergangenheit „auffällig“ verhalten hat. An den Osterfeiertagen klingelten Bereitschaftspolizisten sich rund um den Tatort von Tür zu Tür und fragten Anwohner, ob in der Vergangenheit ein Mann – Alter 40 bis 60 – in der Nachbarschaft auffällig geworden ist. Die Beschreibung des Täters ist bislang allerdings so dürftig, dass kein Phantombild gefertigt werden konnte: Eine „grün-schwarze Kapuzenjacke mit Reißverschluss“, Größe etwa 1,80 – das ist alles, was bekannt ist, obwohl Ermittler die beiden unverletzten Männer aus der Gruppe mittlerweile vernommen haben. Ob die Freunde der Opfer möglicherweise aus Angst schweigen, gehört zu den vielen Fragen, die die Polizei nicht beantworten kann – oder will.

Als wahrscheinlich gilt, dass es keine Beziehung zwischen Opfern und Tätern gibt. Deshalb fehlt der Polizei auch fünf Tage nach den Schüssen in der Rudower Straße eine viel versprechende Spur. Dafür spricht auch die Belohnung, die die Staatsanwaltschaft aussetzen will, wie die Behörde am Dienstag bestätigte. Wenn eine Beziehung zwischen Tätern und Opfern fehlt, ist es besonders schwer, ein Verbrechen aufzuklären. Dass in der Nachbarschaft ein bewaffneter Psychopath leben könnte, der inzwischen nicht mehr viel zu verlieren hat, dürfte auch die Ermittler beunruhigen. Trotzdem betont die Polizei, dass sie sich auf keinen Ermittlungsansatz festlegt, da dies die Sinne für andere Hinweise trüben würde: „Wir wollen nichts übersehen.“ Wie beispielsweise die Möglichkeit, dass der Anschlag einen rechtsextremen Hintergrund haben könnte. Die fünf aus der Gruppe haben alle Migrationshintergrund. Burak B. ist türkischstämmig, die Eltern der anderen Heranwachsenden stammen aus arabischen Staaten und Russland. Wie berichtet, hatte der Unbekannte am Donnerstag gegen 1.15 Uhr mehrere Schüsse auf eine fünfköpfige Gruppe abgegeben. Nach dem Anschlag lief der Täter in den Möwenweg hinein, eine stille kleine Straße, rechterhand liegen Einfamilienhäuser, links Plattenbauten. Der 22-jährige Burak B. starb an den Folgen eines Lungendurchschusses, zwei Jugendliche von 16 und 17 Jahren wurden in den Oberkörper getroffen. Zumindest der 16-Jährige ist, anders als von der Polizei mitgeteilt, bislang nicht außer Lebensgefahr. Markus Jamal Al-H. wurde bereits mehrfach operiert und befindet sich in einem sehr kritischen Zustand.

Mit was für einer Waffe der Mörder schoss beziehungsweise wie oft, sagt die Polizei nicht. Anwohner berichteten von fünf Schüssen, es dürften aber mehr gewesen sein, da alleine Markus Jamal Al-H. mehrfach getroffen wurde. LKA-Ermittler haben am Ostermontag um 6 Uhr morgens die Familie von Burak B. benachrichtigt. Diese hatte sich darüber beklagt, dass sie nicht von der Polizei, sondern von den Freunden ihres Sohnes über dessen Tod informiert worden war. Das Präsidium betonte, dass die Familie erst benachrichtigt wurde, als die Identität des Opfers sicher feststand. Unter keinen Umständen sollte einer falschen Familie eine Todesnachricht überbracht werden. Rund 25 Morde gelten in Berlin als ungelöst. Darunter zwei Fälle aus den Jahren 2004 und 2006, bei denen türkische Männer erschossen wurden. Dies sei ein Zufall, hieß es.

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