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Tatort Berlin-Mitte. Einsatzfahrzeuge der Polizei an der Franziskaner-Klosterruine auf einem Archivfoto aus dem April vergangenen Jahres.

© Maurizio Gambarini, dpa/p-a

Update

Bluttat in der Klosterruine in Mitte: Achteinhalb Jahre Haft für Tötung von Israeli

Im vergangenen April wurde in der Klosterruine in Mitte von Passanten die Leiche eines jungen Israelis entdeckt. Jetzt wurde der Täter verurteilt - sein Motiv bleibt rätselhaft.

Der gewaltsame Tod von Yosi D. sorgte für Aufsehen – international. Die Leiche des 22-Jährigen wurde am Ostersonntag 2015 in der Ruine der Franziskaner-Klosterkirche in Mitte gefunden. Mit zertrümmertem Schädel. Sechs Tage später wurde der Albaner Fation D. als verhaftet. Beide Männer hatten sich kurz vor der Bluttat zufällig in einem Hostel kennengelernt. Fation D. sei des Totschlags schuldig, urteilten nun die Richter und verhängten achteinhalb Jahre Gefängnis.

Der 28-Jährige habe den Israeli durch Tritte oder Schläge mit einem Gegenstand brutal attackiert, befand das Landgericht. Der Täter ist überführt. Rätsel aber bleiben nach dem fünfwöchigen Prozess. „Wir haben kein Motiv“, sagte Richter Peter Schuster. „Antisemitistisches oder homophobes Gedankengut konnten wir bei dem Angeklagten nicht feststellen.“

Plötzlich angegriffen

Die jungen Männer begegneten sich am 3. April. Sie checkten im selben Hostel ein und waren für eine Nacht im selben Zimmer. Ostersamstag rauchten sie gemeinsam und tranken reichlich Alkohol. Für Yosi D. waren es die letzten Stunden vor seiner Rückreise. Nach zwei Monaten in Deutschland hatte er kein Geld mehr. Fation D., der jahrelang in den USA gelebt und in der Gastronomie gearbeitet hat, wollte sich um eine neue Anstellung bemühen. Er hatte einen Termin für ein Vorstellungsgespräch.

Es war 18.06 Uhr, als die beiden Hostel-Gäste am 4. April das Haus verließen. Sie zogen nach Angaben von Fation D. zum Alexanderplatz. Dort hätten sie Alkohol gekauft und seien dann zur Ruine gegangen. Um ungestört trinken zu können, so der Angeklagte. Nach seiner Version kam es zum Streit um die Zeche für eine nächste Schnapsrunde. Yosi D. hatte ihn angeblich plötzlich angegriffen. Er habe „in Panik“ reagiert. Wie beim Wrestling habe er den Gegner an der Taille gepackt und sich mit ihm nach hinten fallen lassen. Er habe dabei ein Knacken gehört. An mehr könne er sich nicht erinnern. 

Er habe den Tod nicht gewollt

Mehrfach versicherte der Koch und Vater einer kleinen Tochter, er habe den Tod des Israelis nicht gewollt. Er bereue sein Verhalten sehr. Was genau geschah, bleibt aber offen wie auch das Motiv. Fation D. hatte einige Stunden vor der Bluttat einen Cousin angerufen, der sich gerade in Tschechien aufhielt. Dieser Mann befand sich im Fadenkreuz der Ermittler wegen Drogenverdachts. Er wurde überwacht. Fation D. regte sich am Telefon auf. Er wurde vulgär. Es hieß, der Albaner habe sich abfällig über den schwulen Israeli geäußert. Das führte zu Spekulationen über ein homophobes Motiv.

„Ohne Alkohol wäre es nicht zu der Tat gekommen“, so das Gericht. Es könne nicht ausgeschlossen werden, dass Fation D. auf eine Provokation reagierte. Neun Jahre Haft hatte der Ankläger gefordert, maximal sieben der Verteidiger.

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