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Berlin: Böger legt Bildungsplan für Kita-Kinder vor

Lehrprogramm soll die Jüngsten fit für die Schule machen – und wird Voraussetzung für Fördergeld

Vorbei die Zeiten, da in Kindertagesstätten nur die Höhe der Waschbecken, der Abstand der Garderobenhaken und die Feuerlöscher überprüft wurden: Berlins Kitas müssen künftig auch strengen inhaltlichen Normen gerecht werden, um staatlich gefördert zu werden. Die neuen Vorgaben wurden gestern von Jugendsenator Klaus Böger (SPD) vorgestellt. Unter dem Titel „Das Berliner Bildungsprogramm“ werden sie jetzt an alle Kitas verteilt und als Broschüre den 100000 Kita-Eltern zugänglich gemacht.

Ausgangspunkt für die Arbeit an den verbindlichen Richtlinien waren die großen sprachlichen, intellektuellen und motorischen Defizite, mit denen viele Kinder – trotz Kitabesuchs – in die Schule kommen. Die Erziehungswissenschaftlerin Christa Preissing von der Internationalen Akademie an der FU sollte im Auftrag Bögers darstellen, wie die Erzieher diesen Defiziten abhelfen können.

Das Bildungsprogramm gliedert sich in sieben Bereiche, in denen Kinder vom Krippen- bis zum Vorschulalter gefördert werden sollen. Dies sind beispielsweise Gesundheit und Bewegung, Sprache, Schriftkultur und Medien, Musik sowie mathematische, naturwissenschaftliche und technische Grunderfahrungen. In jedem Kapitel finden Erzieher ausführliche Hinweise darauf, welche Bedeutung die jeweiligen Bereiche für die Entwicklung der Kinder haben. Außerdem gibt es unzählige Beispiele, wie die Themen im Kita-Alltag umgesetzt und Eltern einbezogen werden können.

Um das Programm möglichst praxisnah zu gestalten, hat das Autorenteam von der Internationalen Akademie (INA) engen Kontakt zu Kitas gehalten. Hilfreich war dabei offensichtlich, dass sich die INA auch selbst als Kita-Träger betätigt. So hat sie die angesehene ehemalige Bezirkskita in der Dresdner Straße als Träger übernommen und zeigt dort schon seit langem, was Kita alles kann – wenn man nur will.

Damit das Programm nicht in den Schubladen der Kita-Leiterinnen verstaubt, will Böger die Einhaltung der Vorgaben überprüfen und die Ergebnisse evaluieren. Aber auch die Eltern sind aufgefordert, ihren Kitas auf die Finger zu sehen. Damit sie erfahren, was sie von ihren Kitas zu erwarten haben, bekommen sie eine Kurzfassung des Programms ausgehändigt. Dort ist auch nachzulesen, dass die Erzieher mindestens einmal jährlich mit den Eltern Einzelgespräche über die Kinder führen sollen – unabhängig von den Elternabenden, auf denen eher Grundsatzfragen geklärt werden. Demnächst soll die Elternbroschüre auch in türkischer Sprache erscheinen. Der IT-Konzern IBM hat einen Teil der Kosten für die Publikation des Bildungsprogramms übernommen.

Dass es möglich ist, Kitas einer kritischen Überprüfung zu unterziehen und ihre Ergebnisse zu messen, hat bereits die Arbeiterwohlfahrt vorgemacht. 18 ihrer 20 Kitas wurden bereits zertifiziert und zwar freiwillig. Bei dieser Freiwilligkeit wird es aber nicht bleiben. Künftig müssen auch die freien Träger Qualitätsvereinbarungen unterschreiben, wenn sie die öffentlichen Fördergelder in Anspruch nehmen wollen.

Das Berliner Bildungsprogramm ist im „Verlag das Netz“ erschienen und kostet 14,90 Euro. Herausgeber ist die Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Sport.

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