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Bombenopfer: Ärzte kämpfen um Charlyn

Die zweite Operation des nach der Explosion schwerverletzten Mädchens verlief gut, sagen ihre Ärzte im Unfallkrankenhaus Marzahn. Aber der Kampf um den Erhalt ihres Arms ist noch nicht gewonnen. Nach mehreren Versuchen des Sondereinsatzkommandos der Berliner Polizei den mutmaßlichen Täter aufzuspüren, läuft die Fahndung bundesweit an.

Die Ärzte im Berliner Unfallkrankenhaus Marzahn kämpfen um Charlyn. Erneut wurde die Zwölfjährige am Montag operiert. Der rechte Arm des Mädchens war zerfetzt worden, als es am Mittwoch den Briefkasten der Familie in einem Neuköllner Mehrfamilienhaus öffnete und ein Sprengsatz explodierte. Auch Teile ihrer Haut verbrannten. "Das Schicksal des Mädchens berührt uns alle sehr", sagte Krankenhaus-Sprecherin Esther Heyer.

Die Operation soll gut verlaufen sein. Am Dienstag holen sie die Ärzte aus dem künstlichen Koma. Diese zeigten sich "etwas optimistischer". Andreas Eisenschenk, Chefarzt der Handtransplantations- und Mikrochirurgie meint, dass erst am Donnerstag gesagt werden könne, ob der Arm gerettet ist oder nicht. Auch wegen der Verbrennungen werden noch mindestens sechs bis sieben Operationen nötig sein.

Bundesweite Fahndung nach mutmaßlichen Täter

Die Polizei fahndet inzwischen bundesweit nach dem mutmaßlichen Bombenleger Peter John, dem Onkel von Charlyn. In dem Haftbefehl wird ihm versuchter Mord vorgeworfen. Auch viele Polizisten und Familienväter lässt der Fall nicht kalt. "Abgesehen von der Erschöpfung sind wir hochmotiviert, den Mann zu finden", sagte Polizeisprecher Guido Busch. "Das ist ein ungewöhnlicher Fall." Sprengfallen mit so schweren Folgen kämen nicht häufig vor.

Der Mann mit dem auffälligen Adamsapfel, der auch gern sein Aussehen verändert, gelte als sehr gefährlich. "Unsere Spezialkräfte sind weiter in Bereitschaft", so Busch. Auch Zivilfahnder durchkämmen die Stadt. Das Krankenzimmer des verletzten Mädchens werde bewacht. Doch der polizeibekannte John, der auch einen Sprengsatz am Auto seines Schwagers platziert hatte, macht sich unsichtbar. Die Auto-Bombe war nicht explodiert. Angestaute familiäre Spannungen könnten hinter dem Anschlag stecken, vermuten die Ermittler. "Die Welt" berichtete am Montag, Peter John sei als Kind mit Essensentzug und Schlägen gestraft worden.

Viermal schon rückten die Kräfte vom Spezialeinsatzkommando aus, suchten in Kellern und Wohnungen nach dem Mann, auf dessen Konto laut Polizei auch Diebstahl und Körperverletzung gehen sollen. Doch bis jetzt Fehlanzeige. Sieben Einwohner haben sich bei der Polizei gemeldet, die den mutmaßlichen Bombenleger gesehen haben wollen.

Druck auf John nimmt zu

Aber einen Teilerfolg gibt es: Johns Auto, ein roter BMW, wurde am Wochenende in Berlin-Friedrichshain entdeckt. Die Befürchtung, dass darin ebenfalls eine Sprengladung versteckt sein könnte, bewahrheitete nicht. Jetzt suchen die Ermittler weiter nach Spuren in dem sichergestellten Wagen.

Ein Fünkchen Hoffnung haben die Fahnder, dass sich John noch selbst stellt. "Der Druck auf ihn nimmt zu", sagte Sprecher Busch. Die Streifenpolizisten wurden inzwischen angewiesen, John auf keinen Fall selbst festzunehmen. Sofort sollten die Spezialkräfte alarmiert werden. "Wir wissen nicht, wie er reagiert, da muss mit allem gerechnet werden", hieß es in Ermittlerkreisen.

Jutta Schütz[dpa]

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