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Berlin: Bonner Radschläge

Berlin ist nicht Bonn - diese Erfahrung macht auch so mancher Radfahrer unter den Neuberlinern. Während die Stadt am Rhein mit malerischen Radwegen lockt, kämpfen sich Radler an der Spree über holprige Spuren oder schlängeln sich an Autos vorbei durch verstopfte Straßen.

Berlin ist nicht Bonn - diese Erfahrung macht auch so mancher Radfahrer unter den Neuberlinern. Während die Stadt am Rhein mit malerischen Radwegen lockt, kämpfen sich Radler an der Spree über holprige Spuren oder schlängeln sich an Autos vorbei durch verstopfte Straßen. Die Radwege in Berlin seien meilenweit vom Hauptstadtniveau entfernt und mitunter nicht bahn-, sondern knochenbrechend, bemängelte unlängst Jürgen Trittin, grüner Umweltminister und leidenschaftlicher Radfahrer. Mit ihrer Kritik haben Ex-Bonner nun Bewegung in Berlins Fahrradpolitik gebracht.

"Die Radfahrer wurden in den vergangenen zehn Jahren von der Politik vernachlässigt", klagt Berlins Fahrrad-Beauftragter Michael Föge. Das 40 Kilometer kurze Velo-Routen-Netz stamme aus Vor-Wende-Zeiten; die Radwege sind fast immer holperig, zu schmal oder von Autos zugeparkt. Besonders groß ist der Nachholbedarf im Ostteil, wo die wenigen Radwege aus den Nachkriegsjahren stammen.

Etwa 500 000 Menschen sind in der 3,4-Millionen-Metropole mit dem Rad unterwegs, sagt Föge. Zehn Prozent der Strecken werden demnach mit dem Drahtesel zurückgelegt - damit gehört Berlin im bundesweiten Vergleich zum unteren Bereich. Die Fahrt per Rad ist nicht ungefährlich: Im Jahr 2001 starben zehn Radfahrer - und neun Autofahrer.

Ein positiver Schub in Sachen Fahrradpolitik kommt jetzt von den Bundesparlamentariern, sagt der Beauftragte Föge. Eine Arbeitsgruppe "Fahrradfreundliches Regierungsiertel" aus dem Land Berlin und dem Bundesverkehrsministerium prüft derzeit, wie die Standorte der Ministerien und des Bundestages im Regierungsviertel besser mit Radwegen verknüpft werden können. Dazu werden in einer ersten Phase derzeit die Mitarbeiter der Bundesministerien befragt, wie stark das Fahrrad für den Weg zur Arbeit benutzt wird, sagte eine Sprecherin der Verkehrsverwaltung gestern. Danach solle geprüft werden, wie neue Radspuren im Regierungsviertel finanziert werden können.

Verkehrssenator Peter Strieder setzte im Jahr 2001 erstmals einen eigenen Titel in Höhe von drei Millionen Mark im Haushalt durch. Damit soll das seit langem geplante Velo-Routen-Netz von 660 Kilometer Länge angegangen werden, das etwa 300 Millionen Mark kostet. Um Berlin zur fahrradfreundlichen Stadt zu machen, wären aber nach Ansicht Michael Föges über Jahre hinweg Millionenbeträge nötig.

Berlin bringt als Flächenland eigentlich gute Voraussetzungen für die Radler mit. In der S- und U-Bahn können Fahrräder bereits problemlos mitgenommen werden. Die Radler dürfen in Berlin sogar auf Busspuren rollen.

Die alte Bundeshauptstadt Bonn könnte Berlin Anregungen geben: 17 Prozent der Wege werden am Rhein mit dem Rad zurückgelegt, sagt Regina Jansen, die in der Bonner Stadtverwaltung für den Radverkehr zuständig ist. In der Stadt mit 300 000 Einwohnern gibt es 4000 Abstellplätze für Fahrräder und 250 Kilometer, auf denen die Radler fahren können.

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