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Botanischer Garten Tropenhaus

© Thilo Rückeis

Botanischer Garten: Wiedereröffnung des Tropenhauses

Diesen Sommer soll die Sanierung des Großen Gewächshauses im Botanischen Garten abgeschlossen werden. Im Vorfeld kann man am Tag der offenen Tür schon einmal den Fortschritt begutachten.

Wer den Botanischen Garten in Steglitz besucht, sieht von dem größten und imposantesten Gebäude – nichts. Das Große Tropenhaus ist komplett eingerüstet und mit Planen verhängt. Im Sommer soll das Haus feierlich eröffnet werden. Wer nicht so lange warten will, kann sich an diesem Sonntag beim Tag der offenen Tür die Fortschritte bei der Sanierung des Großen Tropenhauses zeigen lassen.

Mehr als 120 Leute sind hier zu Spitzenzeiten beschäftigt. Überall hämmert und klopft es. Das Haus wird komplett saniert. Auf der Hinterseite des Gebäudes recken sich die riesigen gekrümmten Stahlträger über 26 Meter in den Himmel. Sie sind besprenkelt mit großen und kleinen Flecken in Gelb, Rot und Grün. Jede Schicht Farbe erfüllt eine andere Schutzfunktion, und durch die Farbunterschiede wissen die Arbeiter, welche Stellen schon gestrichen sind.

Das Haus war ein Energieverschwender

„Die Sanierung war unumgänglich“, sagt Michael Krebs, der früher Technischer Leiter des Botanischen Gartens war und jetzt als Sonderbeauftragter der Freien Universität, zu der der Garten gehört, die Sanierung leitet. Die Konstruktion sei stark überaltert und marode gewesen, wichtige Knotenpunkte von Rost befallen, die gläserne Außenhaut von Millionen feiner Haarrisse durchzogen. Die ließen weniger Licht für die Pflanzen durch. Vor allem aber war die Anlage ein riesiger Energieverschwender, ein Drittel des gesamten Verbrauchs des Botanischen Gartens ging allein fürs Tropenhaus drauf.

Über Energiesparen machte man sich noch keine Gedanken, als das Haus in den Jahren 1905 bis 1907 errichtet wurde. Dafür aber um Schönheit: Der königliche Baurat Alfred Koerner wollte, dass keine Säulen oder Stützen im Inneren die Sicht auf die Pflanzen störten, und so hängte er die gesamte Glasfassade in das tragende Stahlgerüst ein. Mit einem Volumen von 40 000 Kubikmetern und einer Grundfläche von 1750 Quadratmetern gilt das Haus noch immer als eines der größten freitragenden Gewächshäuser der Welt. Das äußere Gerüst überstand die Brandbomben im Herbst 1943 unbeschadet, aber die Glasscheiben gingen alle zu Bruch, so dass die Pflanzen bis auf wenige Ausnahmen im folgenden Winter eingingen. In den sechziger Jahren baute man das Große Tropenhaus wieder auf. Seither ist an dem Gebäude nichts mehr geschehen.

Bis zum August 2006. Da rückten die Bautrupps an, nachdem zuvor alle Pflanzen mühsam von Hand ausgelagert worden waren. Das Stahlgerüst wurde komplett sandgestrahlt, jetzt folgen die neuen Farbschichten, bis schließlich alles in frischem Silberton erstrahlen soll. Auch die neuen Glasscheiben lagern bereits auf dem Gelände. Es ist ein Totaleingriff. „Fast alle Teile werden ersetzt“, sagt Michael Krebs, „doch optisch ändert sich fast nichts.“ Selbst die beiden großen neuen Umlufttürme aus Beton im Inneren sollen als Tropenbäume verkleidet werden. Sie saugen tagsüber die Wärme aus den oberen Luftschichten ab, speichern sie und geben sie nachts wieder an das Haus ab. In die unterirdischen Katakomben wird ein neues Heizungssystem eingebaut. Das gesamte Klima des Hauses wird künftig von Computern gesteuert sein, die einen möglichst optimalen Ausgleich zwischen den anspruchsvollen Tropenpflanzen und dem Zwang, Energie zu sparen, finden sollen.

Die ganze Sanierung wird zu großen Teilen aus einem Umweltentlastungsprogramm finanziert, dessen Kosten sich das Land Berlin und die EU teilen. Wenn alles nach Plan geht, sind die Arbeiten im Dezember abgeschlossen. Sobald es wieder warm wird, kehren die Pflanzen zurück – darunter auch sieben Cycadeen-Palmenfarne, die über 160 Jahre alt sind und dem Botanischen Garten schon gehörten, als dieser noch am Kleistpark in Schöneberg angesiedelt war. Sie haben den Kriegswinter 1943 überlebt.

Tag der offenen Tür am Sonntag von 10 bis 18 Uhr im Botanischen Garten, Königin-Luise-Str. 6-8 in Dahlem. Näheres zum Programm in der morgigen Ausgabe oder im Internet: www.botanischer-garten-berlin.de/tropenhaussanierung

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