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Berlin: Botschaft durch die Hintertür

Die französische Vertretung stellte erstmals ihren Neubau am Pariser Platz beim Tag der offenen Tür vor. Tausende Besucher sahen Salons und Höfe, die sonst verborgen sind

„Das sind keine Schießscharten“, versicherte Isabelle Legrand von der französischen Botschaft immer wieder. Beim Tag der offenen Tür konnten Tausende am Sonntag erstmals den Botschafsbau am Pariser Platz besichtigen. Ständig wollten Besucher wissen, beispielsweise der Architekt Clemens Schöllhorn, warum die Fassade auf ihrer repräsentativen Seite im Sockelgeschoss „Schießscharten“ hat. Die Botschaftsangehörige verwies auf die Gestaltungssatzung des Senats, die ein Sockelgeschoss vorgeschrieben habe. Der Architekt Christian de Portzamparc habe diesen Sockel mit schmalen Fensterscheiben auflockern wollen.

Nun konnte das Volk durch eben jene schmalen, leicht geriffelten Fenster einen etwas verschwommen Blick auf den Platz riskieren. Daneben aber lockte schon die helle, großflächig verglaste Eingangshalle. Davor standen Leute und wunderten sich über verschlossene Türen, aber Einlass war am Hintereingang Wilhelmstraße. Von dort ging es, vorbei am unteren Innenhof, in jenen repräsentativen Hauptteil am Pariser Platz. Eine Tafel erinnert daran, dass Monsieur Jacques Chirac das Haus am 23. Januar 2003 feierlich eröffnet hat.

Die Besucher lobten die warmen Farben, und als sie die Treppe zum Salon emporgestiegen waren, in die Nobeletage, zeigten sie sich vom Blick auf den Platz begeistert. Hinten sahen sie einen weiteren Hof und vor der hohen Hauswand des benachbarten Bundestags einen Hochgarten mit Promenade und einem Wäldchen voller Birken, die aus dem Himalaya stammen. Die Residenz des Botschafters war nicht zugänglich: „Der Botschafter ist beschäftigt“, lautete die Auskunft. Auch der Bürotrakt für die 250 Mitarbeiter war geschlossen. Die Besucher erfuhren, dass es ständige Ausstellungen, wie jüngst geplant, aus Sicherheitsgründen vorerst nicht geben werde. Im unteren Hof fiel eine Bronzeskulptur mit zwei Jagdhunden auf. Einer hat drei Einschusslöcher hinterm rechten Schlappohr. Die Skulptur ist Relikt aus der alten französischen Botschaft, die an dieser Stelle stand und im Krieg zerstört wurde.

Christian van Lessen

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