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Favoritin. Die Oberbürgermeisterin von Brandenburg an der Havel, Dietlind Tiemann (CDU), griff nach ihrer Stimmabgabe im Wahllokal erst mal zum Handy. Foto: dpa

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Brandenburg wählt: Wahlkampf bis zur letzten Minute

In 36 märkischen Kommunen wurden am Sonntag neue Bürgermeister bestimmt: Bei Sommerwetter kamen nur wenige in die Lokale. In der Stadt Brandenburg steht CDU-Oberbürgermeisterin Dietlind Tiemann wohl vor ihrer zweiten Amtszeit

Brandenburg - Es ist arg wenig. Aber Dietlind Tiemann lässt sich nichts anmerken, als nach 14 Uhr die erste Wahlbeteilligung gemeldet wird: „25,1 Prozent“, obwohl die Wahl schon sechs Stunden läuft. „Viel mehr wird es wohl nicht“, sagt sie da. Die 55-jährige CDU-Amtsinhaberin, die die einst „rote“ Stadt Brandenburg seit 2003 regiert und als klare Favoritin bei der Oberbürgermeisterwahl gilt, rastet da gerade mit Vertrauten im gut besuchten Ausflugslokal auf dem Marienberg. Sie wird erkannt, plaudert hier, fragt da: „Na, schon wählen gewesen?“

Bisher so wenige, ein böses Omen? „Ach was, meine Brandenburger sind entweder in ihren Gärten, auf der Datsche oder auf dem Wasser“, lacht Tiemann, „kurz vor 18 Uhr gibt es noch mal einen Schub, wenn sie zurück sind.“ Nein, eine Prognose, ob die Chancen auf den erhofften Durchmarsch im ersten Anlauf, ohne eine sonst nötige Stichwahl, gut sind, wagt Tiemann dann doch lieber nicht.

So war es am Sonntag vielerorts im Brandenburgischen, wo insgesamt in 37 Kommunen rund 360 000 Märker an die Wahlurnen gerufen waren, um neue Stadtoberhäupter zu wählen. Denn etwa in jeder vierten Kommune waren die achtjährigen Amtszeiten vorbei. Doch bei strahlenden Sonnenschein, bei Kaiserwetter und Bullenhitze, zog es viele eher woanders hin, in die Freibäder, ins Grüne. Der spannendste Urnengang war ohnehin in der Stadt Brandenburg, die unter Tiemann zu einer Unions-Bastion geworden ist, obwohl sie früher immer eine SPD-Hochburg war. Doch auch diesmal hatten die Sozialdemokraten, weil Stadt- und Landtagsfraktionschef Ralf Holzschuher kniff und ein anderer Kandidat wegen einer Vita als Stasi-IM zurückgezogen wurde, nur eine Notlösung: Norbert Langerwisch, früher Polizeichef, der schon 2003 gegen Tiemann verlor und selbst nicht ernsthaft mit seinem Sieg rechnete. Dass auch gegen ihn Vorwürfe wegen eines nicht vollendeten Stasi-Anwerbe-Versuches erhoben wurden, spielte vor Ort kaum eine Rolle. Doch Bundestagsfraktionschef Frank-Walter Steinmeier (SPD), der hier seinen Wahlkreis hat, ließ sich als Wahlhelfer nicht blicken.

Dafür nutzte Tiemann, die alte und wohl auch neue Oberbürgermeisterin, selbst den Wahltag noch zur öffentlichen Präsenz, mit Mitstreitern radelte sie durch die Stadt, meist freundlich gegrüßt. „Schon gewählt!“, rief ihr, den Daumen nach oben, etwa ein Mann am Salzhofufer zu, einer mit Liegestühlen hergerichteten Uferpromenade nahe der Jahrtausendbrücke im Zentrum. So wie hier führte die Tiemann-Tour an vielen Stellen vorbei, die 2003 noch Ruinen oder Schandflecke waren. Da spürte man ihre ganz persönliche Genugtuung: „Schön geworden, unser Brandenburg, oder?“

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