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Berlin: Brandenburger Tor: Krach hinter der Kulisse

Bevor die mindestens acht Millionen Mark teure, von Sponsoren finanzierte und auf rund 16 Monate veranschlagte Sanierung des Brandenburger Tores überhaupt begonnen hat, gibt es schon Ärger. Der Schweinfurter Fassaden-Spezialist Stefan Maar fühlt sich benachteiligt.

Bevor die mindestens acht Millionen Mark teure, von Sponsoren finanzierte und auf rund 16 Monate veranschlagte Sanierung des Brandenburger Tores überhaupt begonnen hat, gibt es schon Ärger. Der Schweinfurter Fassaden-Spezialist Stefan Maar fühlt sich benachteiligt. Er behauptet, die Sanierung für rund sechs Millionen aus Werbemitteln in einer Zeit von nur sechs Monaten erledigen zu können und kritisiert, dass es keine Ausschreibung gegeben hat.

Der Senat habe "das ganze Paket freihändig an ehemalige Amtsträger rübergeschoben". Die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und die private Stiftung Denkmalschutz Berlin, deren Geschäftsführer der ehemalige Landeskonservator Helmut Engel ist, wiesen die Vorwürfe gestern empört zurück. Behördensprecherin Petra Reetz erinnerte daran, dass die private Stiftung an den Senat mit dem Vorschlag herangetreten sei, das Tor restauratorisch zu sanieren und zu säubern und dafür Sponsoren zu finden. Der Stiftung sei, nachdem man das technische Vorhaben überprüft habe, das Bauherrenrecht übertragen worden - wie etwa auch der Firma Walter-Bau für das Olympiastadion. Ein privater Bauherr aber müsse ein Vorhaben nicht öfffentlich ausschreiben. Stiftungsgründer Reinhard Müller, Mitglied des Landesdenkmalrats, Architekt und Firmenchef (Wert-Konzept), sagte gestern, es dürfe nicht sein, dass ein beleidigter und nicht zum Zuge gekommener Bauunternehmer eine gut gemeinte Aktion in Misskredit bringen könne. Das hätte auch Helmut Engel nicht verdient.

Zwischen der Maar-Technologie und der jetzt geplanten Laser-Methode lägen im übrigen Welten. Für die Arbeiten werde die mit der Organisation beauftragte Firma "Caro" hochspezialisierte Fachleute einsetzen. Es gehe im Übrigen nicht nur um das Restaurieren, sondern auch um notwendige statische Arbeiten an den Fundamenten des Tores. Behördensprecherin Reetz hatte zuvor allerdings betont, dass seitens des Landes auch deshalb an keine Ausschreibung und Arbeit unter eigener Regie gedacht worden sei, weil für das Brandenburger Tor "kein unmittelbarer Sanierungsbedarf" bestanden habe und es mit seinem dreckigen Aussehen und den Rissen noch mindestens zehn Jahre in der Landschaft hätte stehen können. Bei den jetzt von der Stiftung angebotenen Bauarbeiten handele sich um "restauratorische Feinarbeit", für die sonst kein Geld dagewesen wäre, und das mache einen Unterschied.

Müller wies darauf hin, dass allein in Berlin rund 35 000 Bauwerke unter Denkmalschutz stehen, die Denkmalpflege aber im Jahr nur sieben Millionen Mark zur Verfügung habe. Da sei bürgerschaftliches Engagement gefragt. Hauptsponsor der Arbeiten ist, wie berichtet, die Telekom, die einen Werbevertrag für sechs Monate abgeschlossen hat. Werbeeinnahmen darüber hinaus fallen auch der Stiftung zu, deren Aufgabe die Förderung der Wissenschaft und des Denkmalschutzes ist. Mit einem Waschmittelhersteller, der gegenwärtig mit dem Brandenburger Tor wirbt, habe man keinen Vertrag, sagte Müller. Der Schweinfurter Unternehmer Maar kritisierte gestern auch, dass der Senat im vergangenen Jahr sein Reparaturkonzept mit Sponsormitteln abgelehnt habe, weil man eine Werbung am Wahrzeichen für undenkbar hielt. Das Unternehmen restaurierte in Berlin die FDP-Bundeszentrale und hat dort auch ein Büro gemietet.

C. v. L.

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