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Das hätte passieren können: Wohnungsbrand in einem Mehrfamilienhaus

© Feuerwehr Potsdam

Brandgefährliche Frühlingssonne: Von Spiegeln, die Feuer entfachen

Spiegel können im Haushalt brandgefährlich werden. Diese Erfahrung machte Tagesspiegel-Chefredakteur Lorenz Maroldt. Fast wäre seine Wohnung abgefackelt.

„Bei 20 Grad und Sonnenschein riecht’s plötzlich nach Kohleofen.“ So beschrieb Maroldt die brenzlige Situation am Donnerstag im Checkpoint-Newsletter. Die Strahlen der „hochstehenden Frühlingssonne“ seien auf einen Spiegel getroffen, der in seiner Wohnung auf dem Tisch stand – offenbar in unglücklichem Winkel zum hereinfallenden Sonnenlicht.

Die Strahlung wurde reflektiert und dabei gebündelt, sodass sie den Fensterrahmen „wie mit einem Schneidbrenner“ zerschnitt. Zum Glück war jemand zu Hause, der den Brandgeruch wahrnahm.

Diese alarmierende Geschichte aus dem Leben wirft mehrere Fragen auf. Die brennendste: Wie oft passiert so etwas? Und wie hoch ist die Gefahr, auf diese Weise einen Wohnungsbrand zu verursachen? Und wenn es passiert, wer trägt dafür die Verantwortung?

Das beschriebene Phänomen ist als Brennglaseffekt bekannt. Dieser Effekt trete ausschließlich bei gewölbten Spiegeln auf, sagt Dominik Pretz, Pressesprecher der Berliner Feuerwehr. Das sind zum Beispiel vergrößernde Spiegel, wie sie zum Schminken oder Rasieren verwendet werden.

Bei einem glatten Spiegel würde keine Bündelung erfolgen. Durch die Wölbung wird das eintreffende Sonnenlicht gebündelt. Dabei entsteht besonders starke Hitze, ähnlich wie bei einer Lupe, durch die das Sonnenlicht fällt. Besonders gefährlich sei der Brennglaseffekt in Zeiten großer Trockenheit, so wie sie zurzeit in Berlin herrscht, sagt Pretz. Deshalb fordert die Feuerwehr alle Bürger zu besonderer Aufmerksamkeit auf.

Die Brandgefahr ist hoch in Berlin

Viel häufiger allerdings als durch Spiegel würde der Brennglaseffekt durch herumliegende Glasscherben ausgelöst. Das könne zum Beispiel der Boden einer Flasche sein, die jemand achtlos zurückgelassen hat. Nicht selten würden Wald- und Wiesenbrände auf dieser Weise verursacht, vermutet Pretz.

Von denen gab es in den letzten Wochen tatsächlich einige in Berlin, denn die Brandgefahr ist wegen der Trockenheit in diesem Frühling bereits hoch.

Wie oft jedoch der Brennglaseffekt die Brandursache war, kann Pretz nicht sagen. Dazu gibt es keine Statistiken. Die Feuerwehr löscht zwar das Feuer, aber sie ermittelt danach nicht die Ursache des Brandes. Dafür sind die Brandermittlungsreferate der Polizei zuständig.

Die Polizei müsste in dem – ganz und gar theoretischen – Fall eines Wohnungsbrandes, der durch einen vergessenen Spiegel ausgelöst wurde, den Tatort genau unter die Lupe nehmen.

Äußerst selten, aber nicht ausgeschlossen

„Nach einem Wohnungsbrand wird ein Ermittlungsverfahren eingeleitet“, sagt Polizeisprecher Stefan Petersen. Von einem konkreten Fall, bei dem das Feuer tatsächlich auf diese Weise verursacht wurde, hat Petersen zwar noch nicht gehört. Aber denkbar sei das schon. In einem solchen Fall stünde zunächst der Verdacht einer fahrlässigen Brandstiftung im Raum.

Viel häufiger seien aber andere Brandursachen. Zum Beispiel schläft jemand mit einer brennenden Zigarette ein, oder ein Topf wird auf der heißen Herdplatte vergessen.

Grundsätzlich könnte ein Brennglas auch als Tatwerkzeug für eine vorsätzliche Brandstiftung verwendet werden, gibt Petersen zu bedenken. Auch so etwas sei seines Wissens nach in Berlin noch nicht vorgekommen. Brandermittler würden aber in jedem Einzelfall genau die Brandursache überprüfen.

Wer allerdings ohne böse Absichten seinen Spiegel auf dem Tisch stehenlässt und dieser zum Brennglas wird, sollte im Schadensfall zumindest eine Hausratversicherung haben. Nach Auskunft des Gesamtverbandes der deutschen Versicherungswirtschaft seien die Schäden eines Wohnungsbrandes, der durch so einen ungewöhnlichen Unfall ausgelöst wird, in der Regel gedeckt. Doch jeder Einzelfall wird auch hier von einem Gutachter geprüft.

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