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Alles Asche. Erst 700 von 4000 Büchern waren verkauft, die Restauflage des Fotobuchs ist verbrannt. Einige Exemplare gibt es noch im Tagesspiegel-Shop am Askanischen Platz 3 in Kreuzberg.

©  Lehmstedt Verlag

Brandschaden im Bücherlager: Ganze Auflagen von Berlin-Büchern zerstört

Ein Großbrand in einem Bücherlager bei Leipzig vernichtete ganze Auflagen neuer Literatur. Auch viele Berlin-Bände sind betroffen.

Zweieinhalb Jahre hatte der Berliner Fotograf Eberhard Klöppel an seinem Bildband „Berlin – Ecke Schönhauser“ gearbeitet. Mit Bernd Heydens „Berlin – Ecke Prenzlauer“ und Klöppels „Berlin – Ecke Greifswalder“ schloss das – unlängst auch im Tagesspiegel – positiv besprochene Fotobuch im Leipziger Lehmstedt- Verlag eine Trilogie über Ost-Berliner Straßen ab. Auf der Website des Verlags kann man für den Band immer noch das Stichwort „Bestellung“ anklicken, obwohl es doch seit Wochen nichts mehr zu bestellen gibt: Am 5. April brannte in Lindhardt bei Leipzig ein Außenlager der Leipziger Kommissions- und Großbuchhandelsgesellschaft (LKG) zu großen Teilen aus. Es entstand ein Schaden, dessen Ausmaß erst allmählich einschätzbar ist.

Ganze Auflagen von Büchern wurden vernichtet, darunter auch „Berlin – Ecke Schönhauser“ sowie ein Fotoband, der zum 80. Geburtstag des Berliner (lange Zeit auch im Tagesspiegel publizierten) Fotografen Efraim Habermann erscheinen sollte. Etwa 60 Titel seien betroffen, darunter 15 Auflagen komplett, auch von Berlin-Büchern, sagte Verleger Mark Lehmstedt.

Das Habermann-Buch und auch Titel wie „Charlottenburg an einem Tag“ will er nachdrucken lassen. Bei „Berlin – Ecke Schönhauser“ ist er skeptisch: Ein solches Buch „ist so teuer im Druck, das macht man kein zweites Mal.“ Ohnehin müsse er erst abwarten, was die Versicherung zahlt. Gedruckt wurde der Band in einer Auflage von 4000 Büchern, 700 seien verkauft, verfügbar seien nur noch die Exemplare, die es in Buchhandlungen gebe. Dass gerade kleinere Verlage ihre Bücher nicht selbst lagern, sondern bei Grossisten, die auch Auslieferung und Rechnungswesen erledigen, sei üblich.

Immerhin konnte Lehmstedt dem Fotografen noch sechs Restexemplare überlassen. Mehr Entgelt dürfte Klöppel kaum noch zu erwarten haben, erst ab einer verkauften Auflage von 1000 Exemplaren war Honorar vereinbart, sagt der Fotograf. Aber der ideelle Schaden wiegt für ihn schwerer als der materielle. Fotobände seien ohnehin mehr ein Hobby, wenn da die Kosten wieder reinkämen, könne man schon zufrieden sein.

Leid tut es ihm nun um den „kleinen Verlag, der immer mit viel Mühe und Selbstlosigkeit rangeht“. Und natürlich schmerze sehr die Zerstörung seiner jahrelangen Arbeit, wenngleich es keinen Totalverlust bedeute, sein Fotoarchiv sei ja nicht betroffen. Und die Schönhauser Allee? Er sieht sie mit Distanz. Zu DDR-Zeiten sei das eine ganz interessante Straße gewesen, mittlerweile sei sie ihm „so weit weggerückt“. Schon wegen der chaotischen Bauarbeiten sei zwei Jahre lang das normales Alleeleben dort nicht möglich gewesen.

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