zum Hauptinhalt

Brandserie: Feuerteufel in Hellersdorf - Mit jeder Nacht wächst die Angst

Fast 70 Mal hat es in letzter Zeit in Hellersdorf gebrannt. Zuletzt brannte es fast jede Nacht. Dass es noch keine Toten gab, scheint Zufall. Von den Tätern fehlt jede Spur.

Mal brennen Mülltonnen auf der Straße, mal sind es Kinderwagen oder Sperrmüll im Hausflur. Die Brandserie in Hellersdorf nimmt kein Ende. Fast 70 Feuer wurden in den vergangenen Monaten im Bezirk gelegt. Zuletzt brannte es fast jede Nacht. Dutzende Zivilpolizisten und zusätzliche Streifenwagen scheinen den oder die Brandstifter nicht abzuschrecken. Im Bezirk wächst die Angst, dass es irgendwann auch Tote geben könnte. Dass bei den bisherigen Bränden noch niemand schwer verletzt oder getötet wurde, scheint reiner Zufall zu sein.

Am Sonntag gegen 0.15 Uhr mussten Anwohner erneut die Feuerwehr rufen. Dieses Mal stand in der Gartenkolonie Storchennest in der Alten Hellersdorfer Straße eine Laube in Flammen. „Den Feuerschein konnte man kilometerweit sehen“, sagt Juliane Busch. Die Mutter zweier Kinder wohnt ganz in der Nähe und hat den Feuerwehreinsatz aus der Ferne beobachtet. „Was mir am meisten Angst macht, ist, dass der Verrückte sich hier anscheinend gut auskennt, er muss also irgendwo in der Nachbarschaft wohnen“, sagt sie.

Tatsächlich befindet sich die angezündete Laube genau in der Mitte der Gärten und ist damit für Einsatzkräfte besonders schwer zu erreichen. Zudem musste der Täter über einen hohen Zaun klettern. Bereits am Dienstag hatte es in derselben Kolonie gebrannt. Am Sonntagmittag ist von dem Häuschen nur noch das verkohlte Fundament zu sehen. Die benachbarten Gartenhäuser wurden durch die Hitzeentwicklung schwer beschädigt. Hinter dem von der Feuerwehr aufgebrochenen Gartentor baumeln die schwarzen Überreste einer Hollywoodschaukel im Wind.

Nur 10 Gehminuten entfernt liegt die Tangermünder Straße. In der Nacht zu Samstag brannte es hier im Treppenhaus. Vor dem Gebäude liegt das verkohlte Gerippe eines Kinderwagens, im rußgeschwärzten Hausflur hängt immer noch der beißende Geruch von verbranntem Plastik in der Luft. Dass die Feuerwehr Schlimmeres verhindern konnte, haben die Hausbewohner Fritz Homann zu verdanken. „Es roch am Abend plötzlich so verkokelt, da wollte ich nachsehen“, sagt der 80-Jährige. „Als ich die Wohnungstür aufgemacht habe, war eine schwarze Wand aus Rauch vor mir.“ Sofort habe er die Tür zugeschlagen und die Feuerwehr gerufen. Die riet dem Rentner, die Tür mit Handtüchern abzudichten und in das andere Zimmer zu gehen. Am Türrahmen ist deutlich zu sehen, wo der giftige Rauch durch die Ritzen in die Wohnung drückte. „Ich glaube nicht, dass ein einzelner Brandstifter dahinter steckt, es gibt bestimmt Trittbrettfahrer“, sagt Homann.

Davon gehen inzwischen auch die Ermittler aus. Zu unterschiedlich und wahllos sind die Tatmuster. An manchen Abenden brannte es fast gleichzeitig an zwei Orten. Trotz intensiver Ermittlungen hat die Polizei bislang keinen entscheidenden Hinweis auf die Täter.

„Nach jedem Feuer sind hier ganz schnell Dutzende Polizeiwagen“, erzählt ein Anwohner. Sogar das angrenzende Naturschutzgebiet hätten die Beamten zuletzt durchkämmt - ohne Erfolg. „Es gibt bislang keine Tatverdächtigen“, heißt es am Sonntag aus dem Polizeipräsidium. Experten vom Brandkommissariat hatten zuletzt DNA-Proben von den Tatorten genommen, um zumindest herauszufinden, wie viele Täter den Bezirk in Atem halten. Die Spuren werden derzeit im Labor untersucht.

Bis dahin können die Anwohner nur wachsam bleiben und die Haustüren immer verschließen.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false