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Berlin: Brandt-Fan vermacht der SPD ein Vermögen

Wenn er es doch nur noch hätte miterleben können wie der Sozialdemokrat Klaus Wowereit zum Regierenden Bürgermeister Berlins gewählt wurde. Im Jahr 1996, CDU-Chef Eberhard Diepgen saß noch unangefochten als Regierungschef im Roten Rathaus, trat ein ebenso wohlhabender wie betagter Zehlendorfer an die Sozialdemokraten heran.

Wenn er es doch nur noch hätte miterleben können wie der Sozialdemokrat Klaus Wowereit zum Regierenden Bürgermeister Berlins gewählt wurde. Im Jahr 1996, CDU-Chef Eberhard Diepgen saß noch unangefochten als Regierungschef im Roten Rathaus, trat ein ebenso wohlhabender wie betagter Zehlendorfer an die Sozialdemokraten heran. Er sei ja kein Parteimitglied, aber ein glühender Verehrer von Willy Brandt, der von 1957 bis 1966 Regierender Bürgermeister in Berlin war. Und er wünsche sich sehr, dass einmal wieder ein Sozialdemokrat das politische Oberhaupt der Stadt werden möge.

Der Mann wollte seinen Teil dazu beitragen. Wenn auch nicht zu Lebzeiten. Nach seinem Tod, so versprach er der damaligen SPD-Landesschatzmeisterin und Justizsenatorin Lore Maria Peschel-Gutzeit, werde er der Partei einen erheblichen Betrag als Erbteil hinterlassen. Gesagt getan, könnte man sagen – handelte es sich nicht um einen Sterbefall. Als der Brandt-Fan 1999 verschied, hatte er die SPD tatsächlich mit umgerechnet 2,5 Millionen Euro in seinem Testament bedacht.

„Ich weiß nicht, ob ich persönlich auf die Idee kommen würde, der Partei solch einen Betrag zu hinterlassen“, wundert sich jetzt selbst SPD-Vize Andreas Matthae. Aber natürlich freut sich die Partei über den treuen Unterstützer. Denn solche Beträge erreichen sie selten. „Eine Erbschaft in dieser Größenordnung ist mir persönlich nicht bekannt“, sagt Matthae, allenfalls bis zu 100 000 Euro sei das, was eine Partei auch mal als Hinterlassenschaft empfangen könne. Doch der Mann sei offensichtlich sehr wohlhabend gewesen – und der SPD-Teil, der aus dem Verkauf einer Immobilie stamme, nur ein kleiner Teil des Gesamterbes. Der Betrag ging allerdings erst vor kurzem an die Sozialdemokraten, da zunächst das Erbe rechtswirksam werden musste und dann noch der Immobilienverkauf anstand.

Für die SPD kann mit der Erbschaft in der Kasse jetzt der Sommer kommen. Und der Wahlkampf auch. Die Partei steckt zwar politisch im Umfragetief, aber wenigstens die Gelder für den Wahlkampf sind nun gesichert. Denn der Brandt-Verehrer hat in seinem Testament eindeutig festgelegt, dass das Geld nur für Wahlkampfzwecke eingesetzt werden darf. Die SPD hat schon etwa eine halbe Million Euro des Erbes an die Bundespartei zurückgezahlt. Bei der hatte sie sich für die ungeplanten Berliner Neuwahlen im vergangenen Jahr Geld gepumpt. Der Rest soll für die nächsten Wahlkämpfe verwendet werden. Allein der Bundestagswahlkampf wird die Landespartei etwa 200 000 Euro kosten. Barbara Junge

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