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Berlin: Braucht Berlin eine WM-Ersatzparty?

Vielleicht können die Berliner und die Deutschen der Fifa sogar dankbar sein. Die Zeit könnte reichen, um eine WM-Eröffnungsfeier zu organisieren – nach dem Motto, weniger Pomp, weniger Pathos, mehr Party.

Vielleicht können die Berliner und die Deutschen der Fifa sogar dankbar sein. Die Zeit könnte reichen, um eine WM-Eröffnungsfeier zu organisieren – nach dem Motto, weniger Pomp, weniger Pathos, mehr Party. Das ist auch schon wieder missverständlich: Es geht nicht bloß darum, dass am Brandenburger Tor ein paar China-Pfannen-Garküchen und Berliner-Kindl-Stände aufgebaut werden und die stadtbekannten Eventsponsoren das Freibier zahlen. Wenn aber die Welt zu Gast bei Freunden sein soll, könnte sich die Hauptstadt freundlich präsentieren, ohne dass man gleich 12 000 Nebendarsteller über Monate ausbilden muss. Die Stadt hat einmal – als Christo den Reichstag verkleidete – eine stimmungsmäßige Verzauberung erlebt. Das ist nicht kopierbar, und eine Fußball-WM funktioniert anders als das Künstlerpaar Christo und JeanneClaude. Eine WM-Eröffnungsfeier kann sich nicht im Torwand-Schießen auf das Brandenburger Tor erschöpfen, um zu zeigen, wie entspannt die Deutschen mit nationalen Symbolen umgehen. Doch offenbar haben schon ein paar Leute darüber nachgedacht, was man feiernderweise außerhalb eines Fußballstadions machen könnte. Jetzt hat jeder Angst vor einer Blamage. Aber damit ist es wie mit der Angst des Tormanns vor dem Elfmeter.

Jetzt ist sie abgesagt, die WM-Eröffnungsgala, ein gigantisches Fest und ein teures – und vor allem eins, das es normalerweise bei WM-Eröffnungen nicht gibt. Und das spricht doch Bände!

So eine Gala gehört einfach nicht zur WM, deshalb wusste auch keiner so richtig, ob er dafür die hohen Ticketpreise bezahlen soll. Eine WM wird mit einem kurzen Festakt eröffnet – und dann wird Fußball gespielt. Darum geht es nämlich. Nicht um Partys oder Popstars oder die allergrößte Heller-Show. Deshalb kann Berlin es sich auch schenken, nur ein kleines heimeliges Fest rund ums Brandenburger Tor zu feiern. Ein riesiges Fest wäre ein Zeichen gewesen, vielleicht. Die Hauptstadt bekennt sich zur WM im eigenen Land, inszeniert das Spektakel und hebt sich hervor gegen München, wo das erste WM-Spiel stattfindet. Aber ohne ein großes Fest geht dieser Ansatz verloren.

Also soll doch das ganze Land die offizielle und nur 20 Minuten kurze Eröffnungsfeier in München vorm ersten Spiel als die einzige annehmen. Und der „bescheidene einstellige Millionenbetrag“, den Berlin ja offenbar ganz hopplahopp für eine Ersatzparty locker machen könnte, wird entweder noch ins Berliner WM-Abschlussfest investiert oder womöglich in Jugendhilfe, Schulsport oder andere Bereiche, deren Budgets gekürzt wurden. Ariane Bemmer

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