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Berlin: Brücken zwischen Ost und West gebaut

Politiker und Geistliche ehren Johannes Paul II. Auch Berliner Juden und Muslime würdigen das Wirken des Papstes

Als großen Kirchenmann, als Politiker und als Brückenbauer zwischen den Religionen sowie zwischen Ost und West würdigten Geistliche, Politiker sowie Vertreter der Jüdischen und der Türkischen Gemeinde gestern den verstorbenen Papst. Johannes Paul II. habe es wie wenige verstanden, die Menschen zu binden und für seinen Glauben zu gewinnen, sagte der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit. Wowereit wie auch Berlins CDU-Chef Joachim Zeller hoben hervor, dass der Papst Geschichte geschrieben hat, indem er dazu beitrug, dass die Spaltung Europas überwunden wurde. „Davon hat auch Berlin profitiert“, sagte Wowereit.

Joachim Zeller hat den Papst nicht erst bei seinem Besuch in Berlin 1996 kennen gelernt, sondern bereits während seiner Studienzeit in den Siebzigern in Polen. „Schon als Bischof von Krakau hat er mich sehr beeindruckt“, erinnert sich der CDU-Politiker. Zunächst, weil er der katholischen Kirche ein jugendliches Bild vermittelt habe, dann als konsequenter Unterstützer der Solidarnosc-Bewegung und schließlich als „jemand, der zu seiner Meinung stand, auch wenn sie nicht zum Zeitgeist passte.“ Mit seinem Ausspruch „Habt keine Angst“ habe der Papst vielen Menschen auch im Osten Berlins Mut gemacht. „Das Unterdrückungssystem hatte dann keine Macht, wenn die Menschen die Angst abgelegt haben. So war es dann ja auch“, sagte Zeller.

Auch Kardinal Georg Sterzinsky hob hervor, wie viel der Papst für Berlin und für die Überwindung der Ost-West-Konfrontation geleistet habe, „angefangen bei seiner Unterstützung der Solidarnosc bis hin zu Gorbatschows Besuch im Vatikan.“ Aber auch nach dem Zusammenbruch des Kommunismus habe der Papst mit dem Mahnen nicht aufgehört: zum Beispiel davor, das Heil im Kapitalismus zu suchen.

Landesbischof Wolfgang Huber lobte den Papst als Persönlichkeit, wies aber auf die Schwierigkeiten auf dem ökumenischen Weg hin. Er hoffe, dass ein neuer Papst „die Asymmetrie abbaut“, die vor allem darin bestehe, dass die Protestanten zwar alle Katholiken zum Abendmahl einladen, es aber umgekehrt keine Einladung zur katholischen Eucharistiefeier gebe.

Kein Papst sei so auf die Juden zugegangen wie Johannes Paul II., betonten Vertreter der Jüdischen Gemeinde. Er habe die Juden als Wurzeln des Christentums gewürdigt. Albert Meyer, der Gemeindevorsitzende, hat Kardinal Sterzinsky sein Beileid in einem Brief ausgedrückt. „Sein Besuch in Synagogen in Rom und Jerusalem war ein Meilenstein in unserer Beziehung“, sagte Hermann Simon von der Synagoge in der Oranienburger Straße. Was der Papst angestoßen hat, reiche bis in den Alltag, sagt Jael Botsch-Fitterling vom Gemeindevorstand. „Jetzt kommen Katholiken und sagen, wir sind ja in guter Gesellschaft unter Juden.“

Kenan Kolat, Vorsitzender des Türkischen Bundes Berlin, drückte für die muslimische Gemeinde Deutschlands seinen Respekt vor dem Verstorbenen aus: „Er hat sich immer um den Dialog der Religionen bemüht und sich sogar mit seinem Attentäter, einem Türken, getroffen.“

Wie vielen Menschen der Papst etwas bedeutete, zeigte sich vor der Nuntiatur, der diplomatischen Vertretung des Vatikan in Neukölln. Tausende drängten sich zum dort ausliegenden Kondolenzbuch.

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