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Ein Brückenteil für eine neue Spreebrücke wird zwischen Ober- und Niederschöneweide in Berlin über die Spree geschoben.

© Bernd von Jutrczenka/dpa

Brückenschlag: 2000 Tonnen Stahl wurden übers Wasser gewuchtet

An der Köpenicker Landstraße wird ein Stahlkoloss im Zeitlupentempo über die Spree geschoben.

Mal eben 2000 Tonnen Stahl über die Spree schieben, das ist nicht mal in der Baumetropole Berlin alltäglich. Altberliner werden den Kaisersaal am Potsdamer Platz anführen, den Bauarbeiter Mitte der 1990er Jahre auf Schienen stellten und kontrolliert ins Rollen brachten, damit er dem Neubau des Sony-Centers nicht mehr im Wege steht. Aber so eine kolossale Brücke über das Wasser schweben zu sehen, das wollte sich Wirtschaftssenatorin Cornelia Yzer (CDU) dann doch nicht entgehen lassen.

Zumal ihre Verwaltung die Fördermittel des Bundes für den 44 Millionen Euro teuren Neubau an der Köpenicker Landstraße 277 herangeschafft hat, die künftig die A 113 mit der Rummelsburger Straße verbinden wird. „Immer wieder gerne“, sagte die gut gelaunte Senatorin. Acht Brücken stünden auf der Liste der mit öffentlichen GRW-Mitteln geförderten Projekte. Das ist aber nur ein Anfang angesichts des Sanierungsstaus in der Stadt. 90 Brücken sind in Berlin teils schwer angeschlagenen.

Nach Geld für neue Verkehrswege lechzen auch die Bezirke, weil deren Bevölkerung wächst und damit der Verkehr auf den Straßen. Treptow-Köpenicks Bezirksbürgermeister Oliver Igel (SPD) griff jedenfalls beschwingt Yzers Angebot auf: Er habe da noch die Wilhelminenhofbrücke im Angebot. Deren Wiederaufbau soll eigentlich erst 2020 starten. Igel dauert das zu lange: Der Verkehr quäle sich durch die Wilhelminenhofstraße, wo deshalb Wohnungen leer stünden.

Schon die neue Süd-Ost-Verbindung über die Spree wird den Verkehr im Bezirk gehörig entlasten: 39 000 Autos täglich sollen über sie hinwegrollen, schätzen die Planer, wenn die Spreebrücke in zwei Jahren freigegeben wird. Viele Pendler aus dem Umland können über das neue Bauwerk die A 113 ansteuern, um so schneller das Zentrum zu erreichen. Profitieren sollen vor allem Oberschöneweide und Adlershof, wo rund tausend Tech-Firmen wirtschaften mit vielen Mitarbeitern, die nach Dienstschluss die Straßen verstopfen.

In zwei Jahren soll der insgesamt 420 Meter lange Brückenschlag vollzogen sein, sofern die Bauarbeiten nicht stocken. Bisher ist fast alles im Plan, versichert jedenfalls die Bauverwaltung. Sogar das schwierige Manöver an diesem Mittwoch klappte. Mächtige Stahlseile hatten die Ingenieure vom anderen Ufer bis zur Brücke gespannt, um sie von dort im Zeitlupentempo hinüberzuziehen. Fast unsichtbar, mit zwei Metern je Minute, kam das Bauwerk in Bewegung, dessen Stützen auf einem Ponton in der Spree lagerten sowie an Land auf vier „Tausendfüßern“; so nennen Arbeiter die Lastenträger mit den vielen Achsen und Rädern, die auch zum Transport von Windmühlen oder Turbinen dienen.

Am Joystick kontrollierten Arbeiter einer holländischen Firma das Manöver, die insolvente Imtech soll nicht mit von der Partie sein. Dafür ist der Stahl regional, jedenfalls fast: Eine Firma aus Zwickau liefert den, einer von drei Partnern in der verantwortlichen „Arbeitsgemeinschaft Spreebrücke“. Zum Brückenbauen nutzte übrigens auch Igel den Baustellenbesuch: Yzer versprach ihm einen persönlichen Termin – vielleicht wird ja noch vor 2020 etwas aus der Wilhelminenhofbrücke.

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