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Berlin: Brüten für die Bildung

Schüler, Studenten und Azubis demonstrierten – einige Schulen gaben hitzefrei

Ein wenig Erfrischung gab es – wenigstens am Anfang: Einige junge Demonstranten ließen am Neptunbrunnen vor dem Roten Rathaus die Füße ins Becken hängen oder sich sogar vom Wasserstrahl abduschen. „Schwimmbad ist später“, sagte einer mit Blick auf den strahlend blauen Himmel.

Vorher ist Demo. Mehrere tausend Schüler, Studenten und Azubis gingen gestern auf die Straße, in teils mit Parolen bemalten T-Shirts und mit Sonnenbrillen. Die 17-jährige Abiturientin Paula vom Bündnis „Bildungsblockaden einreißen“ stand zwischen Boxen auf dem Lautsprecherwagen: „Kein Sparen an der Bildung“, rief sie ins Megafon, als der Zug sich in Bewegung setzte, „gerechtere Chancen für alle!“. Die Hitze tat dem Elan keinen Abbruch: Noch Straßen weiter waren die Trillerpfeifen zu hören.

Lars, 22-jähriger Politikstudent, war da, um ein Zeichen gegen überbelegte Seminare zu setzen. Er klang recht routiniert – während es für andere die erste Demo ihres Lebens gewesen sein dürfte. „Wir haben nicht direkt frei“, sagte etwa der 13-jährige Johannes, Achtklässler aus Friedenau. „Aber wir bekommen auch keinen Ärger, wenn wir hier sind.“ Ähnliches war von vielen Schülern zu hören. Wieso er überhaupt demonstriert? „Wegen dem Schnell-Abi“, sagte er. Offenbar bleibt da selbst für den Genitiv keine Zeit mehr.

An einigen Schulen wie etwa der Grundschule an der Marie in Prenzlauer Berg oder dem Neuköllner Hannah-Arendt- Gymnasium gab es wegen der Hitze gestern verkürzten Unterricht. „Das hängt nicht mit dem Bildungsstreik zusammen“, sagte Schulleiter Wolfgang Oehmicke. Da die Stunden aber nur 30 statt 45 Minuten dauerten und die Schüler deshalb früher frei hatten, gab es auch für sie noch Gelegenheit, zu demonstrieren.

Morgen seien weitere Aktionen geplant, sagte Paula auf dem Lautsprecherwagen. Sie wird nicht dabei sein, sondern muss Abi-Prüfungen schreiben. pth

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