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Berlin: Brutale Flaschenschläge – kein Haftbefehl

15–Jähriger verschweigt nach Attacke Mittäter, steht aber nur „unter Beobachtung“ / Opfer aus Klinik entlassen

Gegen den 15-jährigen Fabian H., der gemeinsam mit zwei Bekannten am Sonnabend in Pankow einen 20 Jahre alten Mann mit Flaschen brutal zusammengeschlagen und schwer verletzt hatte, ist kein Haftbefehl erlassen worden. Der Haftrichter ordnete lediglich einen „Unterbringungsbeschluss“ in einem Jugendaufbauwerk an. Dort steht der Junge „unter Beobachtung“. Geschlossene Heime für Jugendliche gibt es nicht mehr in Berlin. „Wenn er abhaut, wandert er in U-Haft“, sagte ein Ermittler, „und das weiß er.“ Die Vernehmung von Fabian H. war nach Auskunft der Ermittler „nicht sehr ergiebig“. „Wir haben noch keine Namen der Mittäter“, sagte ein Beamter dem Tagesspiegel. Der 15-Jährige ist der Polizei bereits wegen anderer Vorfälle bekannt.

Wie berichtet, hatte Fabian H. gegen 22.15 Uhr in der Breiten Straße den 20-Jährigen geschlagen, getreten und ihm zwei Bier- und eine Schnapsflaschen auf dem Kopf zerschlagen. Der Anlass für die lebensgefährliche Attacke war banal: Fabian H. hatte mit zwei Bekannten gegen eine Hauswand uriniert, als der 20-Jährige ihnen laut Polizeiprotokoll zurief: „Was soll das, könnt ihr das nicht zu Hause?“ Das offensichtlich angetrunkene Trio beschimpfte den Köpenicker daraufhin zunächst unflätig – und griffen den jungen Mann dann brutal und skrupellos an.

Zufällig kam gerade in diesem Moment der Bundesgrenzschutzbeamte Ahmet K. vorbei und eilte dem Opfer zu Hilfe. Die Schläger versuchten zu fliehen, aber Ahmet K. gelang es, den 15–Jährigen festzuhalten. Ahmet K. war nicht im Dienst und trug keine Uniform.

Der Fall wird nicht vom Landeskriminalamt, sondern von der Kriminalpolizei der Direktion 1 bearbeitet. Da die zuständigen Beamten den Fall von Freitag erst seit Montagmorgen auf dem Tisch haben, stehen die Ermittlungen noch am Anfang.

Der Dienst habende Beamte hatte noch am späten Samstagabend Haftbefehl beantragt. Bei einem ähnlichen Fall im Juli, als zwei Brüder einen 42-Jährigen in einer Straßenbahn schwer misshandelten, hatte die Polizei keinen Haftbefehl für die 16 und 23 Jahre alten Schläger beantragt. Dies hatte in der Öffentlichkeit Empörung ausgelöst.

Das 20-jährige Opfer von Fabian H. konnte gestern aus dem Krankenhaus „Maria Heimsuchung“ in Pankow entlassen werden. An seinem Hals musste eine acht Zentimeter lange Schnittwunde genäht werden. Der Mann hatte großes Glück: Die Halsschlagader wurde nicht verletzt.

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