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Berlin: Brutale Partner werden öfter angezeigt Häusliche Gewalt: Helfer gehen mehr auf Frauen zu

Frau A. ist seit 13 Jahren verheiratet, hat zwei Kinder und einen prügelnden Ehemann.

Frau A. ist seit 13 Jahren verheiratet, hat zwei Kinder und einen prügelnden Ehemann. Tagtäglich erlebt sie Demütigungen und Schläge. Mehrfach haben die Nachbarn die Polizei gerufen. Die Beamten gaben Frau A. jedes Mal die Telefonnummer der „BIGHotline“: Dort hätte Frau A. beim „Berliner Interventionsprojekt gegen häusliche Gewalt“ auch Rat gefunden. Doch sie fühlte sich schuldig und schämte sich. Angerufen hat sie nie. Und Frau A. ist kein Einzelfall. Um betroffenen Frauen doch helfen zu können, werden BIG-Mitarbeiterinnen künftig von sich aus Kontakt mit Opfern häuslicher Gewalt aufnehmen. Am Donnerstag haben Senatsfrauenverwaltung, Polizei und die BIG-Hotline dieses Projekt gestartet.

Die Rufnummern betroffener Frauen gibt die Polizei nur mit Zustimmung der Opfer weiter, sagte Staatssekretärin Susanne Ahlers. Mitarbeiter wollen die Opfer beraten – wenn gewünscht, nicht nur am Telefon. „Wir wollen die Betreuung der Opfer verbessern und sie über Angebote informieren“, sagte Ahlers. Ein Jahr lang stellt die Verwaltung 50 000 Euro zur Verfügung. Damit werden zusätzliche Arbeitsstunden, die Rechtsberatung oder Dolmetscher finanziert.

Seit 2003 dürfen Polizeibeamte den gewalttätigen Ehemann auffordern, unverzüglich die Wohnung zu verlassen und sie bis zu 14 Tage nicht mehr zu betreten. Den Schlüssel nehmen sie dem Täter auch sofort ab. „Seitdem ist die Bereitschaft größer, häusliche Gewalt anzuzeigen“, sagte Polizeipräsident Dieter Glietsch. Wurden 2002 noch rund 7600 Fälle erfasst, waren es ein Jahr später 10 400. Im vergangenen Jahr registrierte die Polizei 12 814 Fälle. „Diese Zahlen sagen aber nicht aus, dass die Gewalt zugenommen hat“, so Glietsch. Bei BIG arbeiten 25 Frauen, meist ehrenamtlich. Die Senatsverwaltung finanziert BIG mit 200 000 Euro jährlich. Zusätzlich sponsert Philip Morris die 1999 gegründete Hotline mit mehr als 80 000 Euro pro Jahr. 6000 Frauen haben laut BIG vergangenes Jahr angerufen. sib

Die „BIG-Hotline“ für Opfer ist täglich von 9 bis 24 Uhr zu erreichen: 611 03 00.

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