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Berlin: BSE: Etiketten-Schwindel auch in Berlin

Auch in Berlin gibt es im Zusammenhang mit dem BSE-Skandal einen ersten Fall von Etikettenschwindel. Eine in Lichtenberg verkaufte Knoblauchwurst im Ring sollte laut Etikett nur Schweinefleisch und Zusatzstoffe wie Wasser, Nitrate und Würzmittel enthalten.

Auch in Berlin gibt es im Zusammenhang mit dem BSE-Skandal einen ersten Fall von Etikettenschwindel. Eine in Lichtenberg verkaufte Knoblauchwurst im Ring sollte laut Etikett nur Schweinefleisch und Zusatzstoffe wie Wasser, Nitrate und Würzmittel enthalten. Im Labor des Instituts für Lebensmittel, Arzneimittel und Tierseuchen (ILAT) kam heraus: Es wurde auch Rindfleisch verarbeitet. Das gab die Gesundheitsverwaltung gestern bekannt.

Anders als in Bayern, wo jetzt Hersteller eines Etikettenschwindels im großen Stil überführt wurden, will die Verwaltung weder den Hersteller der Wurst noch den Supermarkt, in der sie verkauft wurde, preisgeben. Ein öffentliches Interesse an den Untersuchungsergebnissen sei nicht gegeben, sagte Sprecherin Regina Kneiding. Von Rindfleischbeimischungen gehe keine Gesundheitsgefährdung aus.

Insgesamt sind beim ILAT seit dem 24. November 126 Proben eingegangen. Sie wurden von den bezirklichen Veterinärämtern und der Gewerbepolizei in Fleischereien und Supermärkten sowie an Imbissständen gesammelt. 95 Proben hat man bislang untersucht; nur bei 82 entsprach der Inhalt den Etiketten. Bei 13 Wurstprodukten steht das endgültige Ergebnis noch aus. Erst bei zwei Proben stand es gestern eindeutig fest: bei der Knoblauch-Ringwurst mit Rindfleisch und bei einer Konserve mit "Rindfleisch im eigenen Saft", in der auch Pferdefleisch enthalten war. Weitere auffällige Proben sollen nachuntersucht werden.

Die Fleischart-Untersuchung beschreibt ILAT-Laborleiterin Gisela Weingarten so: Aus der Wurst werden die Eiweißstoffe auf chemischem Wege, durch Zentrifugieren und Wasserbäder herausgelöst, das heißt von Fett, Würzmitteln, Nitratsalzen und anderen Zusatzstoffen befreit. Der Eiweiß-Extrakt wird immunologisch untersucht: Tierartspezifische Antikörper werden hinzugefügt. Reagiert das Eiweiß auf Rinderantikörper, ist Rindfleisch enthalten.

Ein neuer Aspekt der BSE-Krise schreckte gestern Verbraucher und Fleischproduzenten auf. Das Robert-Koch-Institut hat, wie berichtet, darauf hingewiesen, dass auch Schafsfleisch infiziert sein könnte. Gerade zu den Festtagen waren viele Verbraucher von Rind- auf Lammbraten umgestiegen. Wie hoch der Schafsfleischverbrauch der Berliner derzeit ist, konnte der Geschäftsführer des Fleischerverbandes Berlin-Brandenburg, Alexander Krause, gestern jedoch nicht sagen. Dazu gebe es beim Verband keine Statistik. Der Einkaufsleiter des KaDeWe, Manfred Dingler, sagte dagegen, dass die Nachfrage nach Lammfleisch aus Neuseeland gestiegen sei. Es gilt als unbedenklich, weil die Tiere auf Weiden gehalten werden und kein Zusatzfutter mit Tiermehl bekommen. Einen "Wahnsinnsumsatz" habe das Haus allerdings bei Geflügel gehabt. Das Kaufhaus habe davon doppelt soviel verkauft wie im vergangen Jahr. Auch der technische Betriebsleiter des Großmarktes Beusselstraße in Tiergarten, Bernd Hindenburg, wo mehrere türkische Fleischereien angesiedelt sind, reagierte gelassen auf die Nachrichten über den BSE-Verdacht bei Schafsfleisch. Die türkischen Großmarkt-Händler würden überwiegend mit Lämmern aus Neuseeland handeln. "Sicherlich sind da aber auch Tiere aus dem Umland dabei", sagte Hindenburg. Den Anteil konnte er jedoch nicht beziffern. Schafsfleisch werde vor allem in der griechischen, italienischen und türkischen Gastronomie verwendet. Türkische Verbraucher haben auf die ersten in Deutschland bekannt gewordenen BSE-Fälle ebenso reagiert wie deutsche. Allerdings sind sie vom Rindfleisch vor allem auf Lammgehacktes und Geflügel ausgewichen.

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