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Berlin: BSE: Schwachpunkt Schlachter

Die Angst vor BSE lässt derzeit die Nachfrage nach Alternativen zu industriell erzeugtem Fleisch stark steigen. Neuland, eine unter anderem vom BUND, den Verbraucherinitiativen und dem Deutschen Tierschutzbund gegründete Vermarktungsgemeinschaft, setzt auf artgerechte Tierhaltung, wozu auch eine entsprechende Fütterung gehört.

Die Angst vor BSE lässt derzeit die Nachfrage nach Alternativen zu industriell erzeugtem Fleisch stark steigen. Neuland, eine unter anderem vom BUND, den Verbraucherinitiativen und dem Deutschen Tierschutzbund gegründete Vermarktungsgemeinschaft, setzt auf artgerechte Tierhaltung, wozu auch eine entsprechende Fütterung gehört. "Tiermehl ist verboten", sagt Tilman Uhlenhaut, Geschäftsführer von Neuland. "Das gilt auch für die vorbeugende Verfütterung von Antibiotika oder für gentechnisch veränderte Futtermittel."

Die Rinder, deren Fleisch die etwa 20 Berliner Neuland-Fleischer verkaufen, werden in einem Schlachthof in Lüneburg geschlachtet - jeden Dienstag etwa 30 Stück. Doch werden in diesem Schlachthof auch konventionell aufgezogene Tiere verarbeitet - ein Risiko für die Kontrollkette. "Bei jeder Schlachtung ist deshalb einer unserer Mitarbeiter dabei", sagt Uhlenhaut. Außerdem sorge ein schon vor Jahren entwickeltes eigenes Etikettierungssystem dafür, dass man die Herkunft des Tieres von der Geburt bis zum Fleischer nachvollziehen könne.

Der belieferte Fleischer muss nicht nur Neuland-Fleisch im Angebot haben, er darf auch konventionelles Fleisch anbieten - doch muss beides deutlich gekennzeichnet sein. Damit es dabei keine Betrügereien geben kann, wird der "Warenfluss" regelmäßig extern kontrolliert. Das heißt, es darf nicht mehr Neulandfleisch über die Ladentheke gehen, als der Fleischer vorher angekauft hat. Der Aufwand macht das Neulandfleisch teurer als konventionell erzeugte Ware. Im Schnitt muss der Verbraucher etwa 20 Prozent mehr zahlen.

Eine - noch genauer regulierte aber damit auch teurere - Alternative ist das Biofleisch. Der Biobauer darf seinen Tieren kein industriell gefertigtes Futter geben, sondern nur das auf seinem Hof auf biologische Weise erzeugte. "Maximal zehn Prozent kann er von anderen Höfen hinzukaufen", sagt Michael Wimmer von der Fördergemeinschaft Ökologischer Landbau Berlin-Brandenburg (FÖL). Außerdem mästen Biobauern nur Rinder aus eigener Nachzucht. Dieses Mehr an Regularien hat seinen Preis. Bis zu 40 Prozent muss der Verbraucher im Vergleich zu den Preisen bei konventionell erzeugtem Fleisch draufpacken.

Ein Knackpunkt in der Kontrollkette ist auch beim Biofleisch der Schlachter. Da in Berlin und Brandenburg noch keine zertifizierte Bio-Schlächterei existiert, lassen die Biobauern ihr Vieh bei einem konventionellen Schlachthof schlachten. Um das Risiko, dass da mal was durcheinander gerät, zu minimieren, wird das Biovieh immer morgens als erstes vor den konventionell gemästeten Tieren geschlachtet, sagt Matthias Brock von der Biofleischerei Feindura. Der Schlachthof liefere dann die Rinderhälften mit den Kontroll-Papieren an den Fleischer, der sie dann zerlegt.

Nur sehr wenige Bio-Höfe schlachten auch selbst. "Das ist einfach zu teuer, denn die staatlich geforderten Hygienebedingungen erfordern sehr hohe Investitionen", sagt Michael Wimmer von der FÖL.

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