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Mit solchen Tüten wirbt die BSR dafür, kleine Elektrogeräte getrennt zu sammeln statt sie in den Müll zu werfen.

© BSR

BSR wirbt für Mülltrennung: Berliner sollen Elektroschrott sammeln - und "To Go" vermeiden

Wohin mit dem kaputten Fön oder dem Toaster? Die BSR hat da eine Idee – und informiert bei einer Aktionswoche zur Abfallvermeidung.

Zu Beginn der Pressekonferenz holt Jochen Flasbarth eine kleine weiße Schelle aus der Tasche, die eigentlich ein Rohr am heimischen Heizkörper fixieren müsste. Seit zwei Wochen versuche er online und in Läden vergeblich, Ersatz für das zerbrochene Teilchen zu bekommen, berichtet der Staatssekretär im Bundesumweltministerium. Im Baumarkt habe man ihm geraten, einen neuen Heizkörper zu kaufen.

Damit ist ein Problem illustriert, dem sich die „Europäische Woche der Abfallvermeidung“ widmet. „Europa ist ein Abfallgigant“, sagt Flasbarth, und Maria Krautzberger liefert Zahlen dazu: Rechnerisch 480 Kilo Abfall produziere ein EU-Bürger im Jahr – und 617 Kilo der Durchschnittsdeutsche. Berlin steht laut der BSR mit 430 Kilo besser da, aber das liegt auch an statistischen Feinheiten. Und spätestens beim Großstadtphänomen „To Go“ sieht es für Berlin finster aus: Zum einen stecken diese Lebensmittel in ökologisch fatalen Einwegverpackungen, zum anderen werde ein doppelt so großer Anteil weggeworfen wie vom Essen aus der heimischen Küche, sagt Krautzberger.

„Abfallvermeidung ist vor allem Kopfsache“, sagt BSR-Vorstandschefin Tanja Wielgoß und erwähnt eine Besonderheit der Umweltbildung: Kinder erziehen ihre Eltern. Insofern wendet sich die BSR mit ihrem diesjährigen Aktionswochenprojekt an eine aufgeschlossene Zielgruppe: Der „Spielzeug-BaSaR“ ist eine Kiste zum Tauschen, Sammeln und Verschenken von Spielzeug. Rund 400 Kisten sind laut BSR an Schulen und Kitas in Umlauf. Die Tauschbox passt thematisch zum Motto der diesjährigen Aktionswoche: „Nutzen statt besitzen“.

Seit Ende Oktober müssen Läden kleine Elektrogeräte gratis zurücknehmen

Als weiteren Beitrag verteilt die BSR nächstes Wochenende 10.000 Taschen vor Baumärkten, um auf die Entsorgungsmöglichkeiten für Elektroschrott hinzuweisen. Als es einen Testlauf mit „Orange Box“ und „Gelber Tonne Plus“ gab, waren die schon mal komfortabler als zurzeit – aber sie waren auch schon mal schlechter. Denn neben den 15 Recyclinghöfen kooperiert die Stadtreinigung mit 17 Baumärkten, die rund ums Jahr alte Elektrogeräte sammeln. Bisher landet aus Bequemlichkeit ein Großteil des Elektroschrotts in der Restmülltonne, was schade um die darin enthaltenen Edelmetalle ist.

Dabei ist die Entsorgung viel einfacher geworden, seit Ende Oktober das neue Elektrogesetz in Kraft getreten ist. Es verpflichtet größere Märkte, Elektrogeräte bis 25 Zentimeter Kantenlänge kostenlos zurückzunehmen – auch wenn man kein neues kauft. Für größere Geräte ist die Rücknahme beim Kauf eines gleichartigen Geräts verpflichtend – beispielsweise Toaster (alt) gegen Toaster (neu).

BSR-Chefin Wielgoß warnt dringend davor, alte Elektrogeräte jenen Sammlern zu geben, die vor den Recyclinghöfen danach fragen: „Die Wahrscheinlichkeit, dass das in Afrika landet und Kinder das Plastik abbrennen, ist einfach sehr groß.“ Was noch funktioniert, wird gern über den Tausch- und Verschenkmarkt umgeschlagen. Dass aber allzu viel vor der Zeit kaputtgeht und ausrangiert werden muss, ist wohl ein Fall für die Gesetzgeber in EU und Bund. Flasbarth stellt ein Label in Aussicht für Produkte, für die die Hersteller die Ersatzteilversorgung für mindestens zehn Jahre garantieren. Hätte sein Ministerium das schon früher in Angriff genommen, wäre sein Heizungsproblem längst erledigt.

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