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Lies mal: Doris Schröder-Köpf ist Landesbeauftragte für Migration und Teilhabe in Niedersachsen. In Berlin stellte sie ein Buch über Kinderrechte vor. Moderiert wurde die Pressekonferenz von Journalist R. Uwe Proll.

© Kay Nietfeld/dpa

Buchvorstellung mit Doris Schröder-Köpf: Willkommen in Deutschland

Doris Schröder-Köpf? Na klar, die kennt man. Mittlerweile ist sie in Sachen Kinderrechte engagiert - und stellte am Freitag ein neues Buch für junge Flüchtlinge vor.

Es geht ja meist um ganz einfache kleine Stolperfallen, auf die man erst mal kommen muss. Ein Kind, das auf der Flucht all seinen Besitz zurücklassen musste, ist sehr viel anfälliger dafür, sich von einem böswilligen Fremden Spielzeug schenken zu lassen, als ein Kind mit vollgestopftem Kinderzimmer. Doris Schröder-Köpf, die ehrenamtliche Landesbeauftragte für Migration und Teilhabe in Niedersachsen ist, stellte am Freitag im Haus der Bundespressekonferenz ein neues Bilderbuch vor, in dem es um Kinderrechte und Kinderschutz geht. „Ankommen – So geht Deutschland“, heißt das Buch, das in deutscher und arabischer Sprache verfasst ist und zunächst in einer Auflage von 100 000 Exemplaren über das Rote Kreuz in Flüchtlingseinrichtungen verteilt werden soll.

In ganz schlichten kindgerechten Sätzen werden darin die Rechte der Kinder erläutert. Zwar haben, so Schröder-Köpf, 196 Länder die UN-Kinderrechtskonvention unterzeichnet. In vielen Ländern klafft aber dennoch ein großer Spalt zwischen Theorie und Praxis. Viele Kinder, die hier ankommen, müssen erst lernen, dass niemand sie schlagen darf, dass sie laut Nein sagen sollen, wenn ihnen etwas unangenehm ist. Erzählt wird die Geschichte des Ankommens und Einlebens anhand von Samia und Nabil, die aus Syrien gekommen sind, und Emma, die schon immer in Deutschland lebt. Manche Bilder sind zum Anschauen, andere zum Ausmalen. Nicht alles lässt sich über digitale Kanäle transportieren, so die Erkenntnis der Macher. Ein Büchlein wirkt mitunter sowieso haptischer und nachhaltiger. Und auch die Eltern sollen etwas davon haben. Gerade für Kinder aus dem arabischen Raum sei es ungewohnt, sich außerhalb der eng gewebten Familienzusammenhänge zu bewegen. Dass dies hier gefahrlos möglich ist, müssen auch die Eltern erst einmal lernen. Und dass ein Polizist auch für Kinder da ist, denen jemand weh tun wollte oder es gar getan hat, ist überhaupt nicht selbstverständlich für Kinder, die aus Ländern kommen, wo die Polizei selber ihren Eltern weh getan hat. Auch Vertrauen muss erlernt werden.

Darüber sprach sehr bewegend auch Thi Thai Hang Nguyen, die Generalsekretärin des Diplomatic Council mit Beraterstatus bei den Vereinten Nationen. Als Kind kam sie mithilfe der Cap Anamur über Indonesien nach Deutschland. Am 15. April 1980 hatte ihre Familie es geschafft. Das Datum geht ihr so leicht über die Lippen wie ein Geburtstag. Noch heute ist sie bewegt von der damals surreal anmutenden Situation, „dass da plötzlich Menschen waren, die sich um uns kümmerten, die es gut mit uns meinten, uns Kleidung gaben und genug zu essen“. Auf der Flucht sei die Familie ja nicht unbedingt freundlichen Menschen begegnet, Piraten hätten Boote geentert, Männer über Bord geschubst und Frauen und Kinder vergewaltigt.

Auch viele Kinder, die noch nicht lange hier sind, leiden unter Traumata, zum Beispiel weil sie auf der Flucht Schlepper mit Sex bezahlen mussten.

Inzwischen hat sich vieles verbessert in den Unterkünften. Aber im letzten Herbst, als noch drangvolle Enge herrschte und niemand genau wusste, wer sich in den Unterkünften aufhielt, war das schwieriger mit dem Kinderschutz. Normalerweise gehöre ein polizeiliches Führungszeugnis zu den Einsätzen der Freiwilligen dazu, sagte der Vertreter des Roten Kreuzes.

In dem Buch lernen die Kinder auch, was hier selbstverständlich ist, in vielen Herkunftsländern aber nicht. Egal, ob Mädchen oder Junge: „Jedes Kind ist gleich viel wert“. Doris Schröder-Köpf bekam im Anschluss an die Präsentation einen Strauß Lilien, weil es ihr Geburtstag war. Einen Wunsch hatte sie vorher schon formuliert. Sie hofft auf Sponsoren, die es ermöglichen, das deutsch-arabische Buch auch in andere Sprachen zu übertragen.

Eine Schwerpunktseite zu Flüchtlingen in Berlin finden Sie hier.

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