zum Hauptinhalt

Berlin: Buddha im Glasquader

Archäologenprojekt in Afghanistan wird auf originelle Weise präsentiert.

Potsdam - Findet monumentale Kunst vom anderen Ende der Welt sinnvoll in einem kleinen Glasquader Platz? Eine Antwort darauf gibt es noch bis Mittwoch im gläsernen Labor am Neuen Markt in Potsdam: Auf acht Quadratmetern hat dort der Kunsthistoriker und Bildhauer Bert Praxenthaler im Rahmen der Reihe „Artefakte“ der Berlin-Brandenburgischen Wissenschaften eine Collage aus Fundstücken der von den Taliban zerstörten Buddhas aus dem afghanischen Bamiyan zusammengestellt. Auch Bilder sowie historische Koran- und Gedichtfragmenten gehören dazu.

Praxenthaler leitet die Sicherung und Restaurierung der Buddhas auf dem weitläufigen Areal in Afghanistan; er war dieses Jahr bereits rund sechs Wochen dort. Bereits zum Auftakt berichtete der Bayer auf dem Marktplatz davon, wie wichtig dieses Kulturdenkmal für die Leute in dem afghanischen Tal war und bis heute ist, aber auch für Besucher bis aus Kandahar im Süden des Landes. Während sich die meisten Menschen aus dem Westen heute kaum vorstellen können, als Touristen nach Afghanistan zu fahren, hat sich inzwischen ein einheimischer Tourismus in Bamiyan entwickelt.

Im Moment kümmern sich die Archäologen um die Sicherung der Rückwand des imposanten größeren Buddhas. Internationale Gelder werden nur von Jahr zu Jahr bewilligt. Praxenthaler ist dennoch optimistisch, dass sein Team weitermachen kann, um auch eine fragmentarische Sanierung mit den erhaltenen Stücken der Buddhas zu vollenden. Wenn die Menschen es dort wollen und die Unesco das Projekt weiter finanziere, werde er die Arbeit auch nach dem Abzug der internationalen Truppen 2014 fortsetzen.

In Potsdam berichtete er auch von Fortschritten im Leben der Menschen, die er bei jedem Besuch beobachtet: Schmiede fachen ihr Feuer mithilfe von Solaranlagen an, fast jeder hat ein Handy, es gibt Internetcafes, der Basar wächst stetig. Und Praxenthaler ist begeistert vom Elan der jungen Generation. Gerade erst habe man in einer Höhle im Felsmassiv hinter dem großen Buddha im Rahmen der Documenta-Aktionen einen Workshop für junge Bildhauer aus der Region gemacht. Die zwölf Frauen und Männer seien derart engagiert gewesen, dass sie die großen Steine, die sie in der Nähe für ihre Arbeit gesammelt hatten, selbst den Berg hochschleppten. Ihre Kunstwerke wurden inzwischen in Kabul ausgestellt – und Praxenthaler hofft, dass sie künftig in Bamiyan auch langfristig Bildhauer ausbilden können. Ingrid Müller

„Der Name des Buddha“, Ausstellung am Neuen Markt in Potsdam bis 1. August.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false