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Berlin: Bürger besinnen sich auf den Bürgersinn

Ein Hauptstadtkongress will Menschen dazu ermutigen, mehr für Berlin zu tun

Von Sebastian Bickerich

„Die da oben“ – wie oft haben wir uns selbst schon zurückgezogen in dieser wärmenden Wendung, die uns so vieles abnimmt. In Berlin haben wir dafür bekanntlich noch zwei verfeinerte Buchstaben entwickelt, die noch wohliger klingen: „Se“. „Da ham se mal wieder wat innen Sand jesetzt“, „se ham sich nich jekümmert“. Im Prinzip hat Johannes Bohnen auch gar nichts dagegen. Der Chef der Werbeagentur Scholz & Friends hatte nur eines Tages den Eindruck, dass das Lamentieren in der Stadt zu viel wird. „Berlin verkauft sich unter Wert, ist oft kleinmütig und trübsinnig. Wir wollen die Stadt wieder aktivieren“, sagte er sich – und kam mit vielen Freunden und Unterstützern auf die Idee, einen großen Kongress zu organisieren, der zu mehr Bürgersinn und gesellschaftlichem Engagement aufrufen will.

„Berlin hilft sich selbst“ – unter diesem Motto haben sich über 800 Teilnehmer angemeldet, die am Sonnabend im Grand Hyatt-Hotel am Potsdamer Platz eine „neue Aufbruchstimmung“ erzeugen wollen, so Bohnen. Die Teilnehmerliste des ganztägigen Kongresses birgt dabei viele angenehme Überraschungen – es sind nicht nur die „üblichen Verdächtigen“, die ihr Engagement anbieten wollen. Herbert Grönemeyer will eine Videobotschaft aus London beisteuern, Gesine Schwan kommt und will „Berlin neu denken“, RBB-Intendantin Dagmar Reim diskutiert mit Uwe Kunz vom Obdachlosenmagazin „Die Stütze“ über die Verantwortung der Medien für die Hauptstadt. In weiteren Gesprächskreisen, die übrigens über das ganze Jahr weiter in Kontakt bleiben wollen, finden sich Wirtschaft und Wissenschaft zusammen, Bildung und Kultur, Politik und Verwaltung. „Wir wollen Netzwerke zusammenbringen, die schon jetzt ehrenamtlich etwas für die Stadt tun – und Institutionen, die zu wenig voneinander wissen“, so Bohnen. Einen Erfolg gibt es bereits jetzt: Handelskammer-Chef Schweitzer hat schon im Vorfeld FU-Präsident Lentzen zugesagt, sich für mehr Praktika für Bachelor-Studiengänger einzusetzen. Wenn das mal keine Vernetzung ist – von „denen da oben“.

Infos im Büro des Hauptstadtkongresses, Telefon 2853 5424 oder im Internet unter: www.hauptstadtkongress-berlin.de

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