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Berlin: Bürgermeister Klaus Eichstätt (CDU) gibt Waldweg nicht zum Ausbau frei

Arbeiten am Stahnsdorfer Damm haben bereits begonnen - Millionenteure Sackgasse?Cay Dobberke Planierraupen und Bagger rollten gestern am Ende des befahrbaren Teils der Stahnsdorfer Damms.

Arbeiten am Stahnsdorfer Damm haben bereits begonnen - Millionenteure Sackgasse?Cay Dobberke

Planierraupen und Bagger rollten gestern am Ende des befahrbaren Teils der Stahnsdorfer Damms. Einige Bäume wurden schon gefällt, weitere sind mit Kreidekreuzen markiert und damit ebenfalls zum Abholzen vorgesehen. Zehlendorfs Nachbar-Gemeinde Kleinmachnow hat jetzt damit begonnen, die Straße neben dem Gewerbegebiet "Europarc Dreilinden" bis an die Stadtgrenze heran zu verlängern. Für Busse und Radfahrer soll damit eine direkte Verbindung zwischen dem Gelände des ehemaligen Grenzübergangs und dem S-Bahnhof Wannsee entstehen. Doch der Nutzen der rund eine Million Mark teuren Aktion ist fraglich. Wie bereits gemeldet, will das Bezirksamt Zehlendorf die letzten rund 800 Meter Waldweg, die zum Bahnhof führen, nicht freigeben.

Nach Meinung von CDU-Bezirksbürgermeister Klaus Eichstädt reicht die jetzige Buslinie zwischen Teltow und Bahnhof Wannsee aus. Sie führt auch über Kleinmachnow und biegt dann über die Autobahn A 115 in die Königsallee ein. Busverkehr über den Stahnsdorfer Damm beeinträchtige die Natur, verkürze die Fahrzeit aber kaum, so Eichstädt. Radfahrer könnten den Waldweg sowieso schon nutzen.

In Zehlendorf ist die frühere Straße bis auf die letzten zwei Dutzend Meter noch asphaltiert. Für Busse müsste der jahrzehntealte Belag aber repariert oder ganz erneuert werden. Wie viel dies kosten würde, hat laut Eichstädt noch niemand berechnet: "Darum geht es auch gar nicht." Nach Meinung des Rathaus-Chefs handelt Kleinmachnow vor allem im Interesse der Gewerbepark-Betreiber. "Mit denen habe ich schon einen regen Briefwechsel gehabt."

Tatsächlich plädiert Europarc-Geschäftsführer Rüdiger Totzek für den Ausbau: "Es ist keine Frage, dass wir profitieren." Schon beim Kauf des 45-Hektar-Areals 1993 sei der Autobahnanschluss durch die neue Ausfahrt Kleinmachnow ausschlaggebend gewesen; wichtig sei aber auch die gute Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr. Bisher brauche der Bus vom Europarc bis Wannsee mindestens zwölf Minuten, meist aber länger, weil es wegen Lkw-Kontrollen vor der Zollstation Dreilinden oft Staus gebe. Über den Stahnsdorfer Damm bräuchte der Bus nur "drei, vier Minuten". Im Europarc haben sich unter anderem eine "Harley-Davidson Westernstadt" sowie Bau- und Softwarefirmen angesiedelt; bis Jahresende soll auch der Bau eines "Ibis"-Hotels beginnen.

"Hauptnutznießer ist sicher der Europarc", räumt Kleinmachnows parteiloser Vize-Bürgermeister Michael Ecker ein. Doch auch alle Bürger könnten profitieren, da für den Bus der "Umweg über die Autobahn" entfalle. Ecker erinnerte an die Vergangenheit des Stahnsdorfer Damms: Dieser sei schon bis zum Mauerbau 1961 eine Straße gewesen, freilich habe es schon seit den 50er Jahren "wegen Drahtverhauen der Sowjetarmee" keinen Verkehr mehr gegeben. "Unsere Philosophie ist die Wiederherstellung einer alten Straßenverbindung."

Die Arbeiten gehen auf einen Beschluss des Kleinmachnower Gemeinderats zurück und wurden von SPD-Bürgermeister Wolfgang Blasig veranlasst. Die Mittel stammen größtenteils aus einem Förderprogramm des brandenburgischen Straßenbauamts. Laut Vize-Bürgermeister Ecker soll der neue Straßenteil bis Jahresende fertig sein. Technisch gesehen "könnten die Busse dann fahren", meint er. Gegen den Willen Zehlendorfs sei dies aber nicht durchsetzbar.

Die Senatsverkehrsverwaltung hält sich heraus. "Wir sind nur für Bundesfernstraßen und Hauptverkehrsstraßen zuständig", sagte Referatsleiter Frank Jablonsky. Er meint ebenfalls, dass Kleinmachnow "in erster Linie für den Gewerbepark" baue. Ohne diesen hätte das Land Brandenburg seinen Zuschuss gar nicht gewährt. © 1999

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