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Berlin: Bummeln statt büffeln - Die Lehrer streiken, die Schüler kaufen CDs und essen Burger

Offiziell sollte zwar Unterricht stattfinden, vielen Schülern war das gestern aber egal. Etliche zogen mit ihren Lehrern auf Kundgebungen, andere verbrachten ihre Zeit in Cafés, nutzten sie für einen Einkaufsbummel oder blieben einfach zu Hause.

Offiziell sollte zwar Unterricht stattfinden, vielen Schülern war das gestern aber egal. Etliche zogen mit ihren Lehrern auf Kundgebungen, andere verbrachten ihre Zeit in Cafés, nutzten sie für einen Einkaufsbummel oder blieben einfach zu Hause. Wer aus Sorge vor einem Eintrag ins Klassenbuch in der Schule blieb, wurde nicht unbedingt regulär unterrichtet. 14-jährige Schüler des Rückert-Gymnasiums beispielsweise, die als einige wenige ihrer Klasse in der Schule ausharrten, diskutierten mit ihrem Lehrer über den Streik.

Grüppchenweise pilgerten vormittags Teenager über die Steglitzer Schloßstraße. Im "Café Melanie" waren innerhalb kurzer Zeit vier Tische mit Jugendlichen besetzt. Von Ersatzunterricht wussten die Berufsschüler des Oberstufenzentrums Verwaltung nichts. Am Streik beteiligen wolle sie sich aber auch nicht, erzählt eine 21-jährige. "Eigentlich müssten wir ja in unseren Betrieben sein." Der Cafétisch sympathisiert immerhin mit den Lehrern: Das Unterrichtsmaterial sei "nicht konkurrenzfähig", sagt ein 24-jähriger.

So ein Andrang junger Kunden an den CD-Regalen sei "um diese Zeit nicht normal", sagt ein Verkäufer im Forum Steglitz. Eine 13-jährige, die sich mit ihren Freundinnen nach einer neuen Jacke umschaut, hat "irgendwie Verständnis" für die Lehrer. "Es sind ja nicht mal Briefmarken da." Auch im Obergeschoss von Burger King sitzen nur Minderjährige. Man sei im Umzug zum Steglitzer Hermann-Ehlers-Platz mitgelaufen und wolle später zum Pariser Platz, erzählt ein Whopper verzehrender 17-Jähriger. Rund 70 Mitschüler hätten demonstriert, schätzt er. Viele seien wohl zu Hause geblieben.

Auch durch die Gropius-Passagen, in denen sich etliche Kinder und Jugendliche gern aufhalten, zogen bereits am Vormittag Dutzende Schülergrüppchen. "Wir gehen ein bisschen bummeln", sagte André, der die fünfte Klasse in der Fliederbusch-Grundschule besucht. Den Streik seiner Lehrer findet der 11-Jährige in Ordnung. Die achte Klasse des Luise-Henriette-Gymnasiums in Tempelhof besuchen Michèle und ihre Freunde. Für das Anliegen der Lehrer haben sie durchaus Verständnis. Die Situation an ihrer Schule sei allerdings nicht so schlecht, Unterrichtsausfall gebe es kaum. Der 13-jährige Djamel von der Grundschule am Regenweiher hat den Streikgrund allerdings missverstanden: "Wir wollen nicht eine Stunde länger zur Schule gehen."

tob, sik

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