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Köhler Bellevue

© dpa

Bundespräsident: Kartoffelpuffer bei Köhlers

Der Bundespräsident lud zum Tag der offenen Tür - und führte sogar selbst durchs Schloss. Die Bürger erfuhren, was Horst Köhler in Bellevue so macht - und warum es sich dort viel besser lebt als zu Roman Herzogs Zeiten.

„Er kommt“, verbreitete sich gestern fünf Minuten nach 11 Uhr die Nachricht vom Eintreffen des Bundespräsidenten wie ein Lauffeuer im Schloss Bellevue. Dort flanierten um diese Zeit schon zahlreiche Besucher sozusagen mit Kind und Kegel, fast durchweg aber mit einer Kamera. Bei Kaiserwetter war für sie im Amtssitz des Bundespräsidenten gestern der rote Teppich ausgelegt – zum Tag der offenen Tür hatte Horst Köhler die Bürger eingeladen, einen Blick hinter die Kulissen von Schloss Bellevue, aber auch in den Park und das benachbarte Bundespräsidialamt zu werfen.

„Guten Tag, meine Damen und Herren“, rief Horst Köhler bestgelaunt bei seiner Ankunft mit Ehefrau Luise in die ihn umdrängende Bürgerrunde und freute sich, dass so viele gekommen waren, um zu sehen, „was man hier so treibt“.

„Kommen Sie mit, das ist Ihr Schloss“, forderte der Bundespräsident alle freundlich zum Rundgang durch die 2006 für 24 Millionen Euro prachtvoll sanierten Räume des Gebäudes auf und übernahm dabei sogleich auch die erklärende Führung – immer unauffällig gut behütet. Was ihm sein Vorvorgänger im Amt über die damalige Dienstwohnung im Schloss mal zum Besten gab, verriet gestern Horst Köhler den Besuchern, um zu verdeutlichen, in welchem Zustand sich das erste klassizistische Schloss Preußens vor der Sanierung befunden hatte. „Es gibt mal Wasser, und es ist gibt mal kein Wasser, aber immer gibt es Abwasser“, hatte Roman Herzog über „die Bruchbude“ gesagt, in der er von seinem Schlafzimmer bis zum Bad damals fünfzig Meter „öffentlichen Raum“ durchqueren musste.

Das ist jetzt aber Vergangenheit – der jeweilige Bundespräsident wohnt jetzt außerhalb, und der Amtssitz präsentiert sich elegant und würdig, aber nicht protzig – „das gefällt uns auch“, sagte Horst Köhler auch für seine Ehefrau Luise. Dem Publikum gefiel es ebenso. Der Festsaal war mit prachtvollem Blumenschmuck für ein Staatsbankett versehen, im Schinkelsaal war alles etwas schlichter für eine kleine Gesprächsrunde vorbereitet – und im Musiksaal wurden die andächtig alles bewundernden Besucher mit leise perlender Klaviermusik erfreut. „Kommen Sie mit“, gab Horst Köhler von Raum zu Raum laut das Signal, dass es weitergehe. „Haben Sie eine Frage?“, vergaß er dabei auch nie zu sagen.

Die erste Frage aus der gestern immer dichter werdenden Menge bezog sich dann aber nicht auf die vom Bundespräsidenten kenntnisreich vorgestellten Gemächer.

Ob er Sport treibe, wenn er als normaler Bürger morgens aufstehe, wollte einer von Horst Köhler wissen, und war dann beruhigt, dass sich der erste Mann im Staat zwei Mal wöchentlich ab 7 Uhr morgens fit hält – im Tiergarten oder im Sportstudio. Am Wochenende gern auch mal privat am Schlachtensee.

Auch die zehnjährige Celine und ihre neunjährige Freundin Mona hatten als Nächste eine mehr private Frage an den Bundespräsidenten – sein Lieblingstier wollten sie von ihm wissen. Dass die Köhlers selbst mal einen Hund hatten, erfuhren sie und erzählten auch gern, dass sie Pferde lieben und beide reiten.

Händeschütteln hier und da, Autogramme auf alles Mögliche und freundlich gezeigtes präsidiales Interesse an der Herkunft seiner Gäste – wer Horst Köhlers Bad in der Menge gestern miterlebte, war glücklich. „Der kann ja auch nichts bestimmen“, war man mit Köhlers Antworten zufrieden, so jener auf die Frage, was er von der aktuellen Debatte ums Arbeitslosengeld halte. „Das Wichtigste ist, dass die Leute Arbeit haben“, sagte der Bundespräsident, „darauf sollte man sich konzentrieren.“ Dass es nicht nur wichtig sei, so etwas wie das Schloss Bellevue zu erhalten, sondern auch Schulen und Universitäten zu sanieren bis hin zu den Toiletten, bestätigte er einer jungen Frau, die von den Nöten ihrer eben beendeten Studienzeit berichtete. Bildung und Wissenschaft müssten generell eine größere Bedeutung erhalten, „das ist bisher noch nicht gemacht“, sagte Köhler.

Bevor Horst Köhler dann im Garten von den Diensthunden der Bundespolizei vorgeführt bekam, was sie zu seinem Schutz alles können, gab es für ihn beim volksnahen Smalltalk an einem der aufgestellten Biertische eine kleine Verschnaufpause. Zu den Klängen der Big Band der Bundespolizei genoss da der Bundespräsident vom Pappteller das, was gestern zum Imbiss bei Köhlers der Renner auf der Speisekarte war – Kartoffelpuffer mit Apfelmus.

Heidemarie Mazuhn

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