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Jeder nur zwei Kreuz’. Im Rathaus Charlottenburg ist das Wahllokal gut ausgeschildert – und stark frequentiert.

© Stefan Kuhfs

Bundestagswahl in Berlin: Immer mehr Wähler nutzen die Briefwahl

Am 22. September ist Bundestagswahl - aber in Berlin kann man schon lange abstimmen: und zwar per Briefwahl. Im Rathaus Charlottenburg sind die Urnen schon drei Wochen vor der Wahl gut gefüllt.

Regina und Dieter Zimmermann kommen gerade aus dem Wahllokal. Ihre Stimmzettel liegen in der Urne. Jetzt gehen sie nach Hause. „Im September wollen wir campen und sind deshalb nicht in Berlin“, sagt die Rentnerin. Nun hat sie mit ihrem Mann den Wahltermin einfach vorgezogen.

Eigentlich gibt es für Wahlen ja einen Stichtag, an dem alle Wähler einheitlich ihre Stimme abgeben – so sieht es jedenfalls das Wahlrecht vor. Doch es gibt auch die Möglichkeit, vorher zu wählen per Briefwahl – und von der wird gerade in Berlin reger Gebrauch gemacht.

In Charlottenburg-Wilmersdorf hatten bis zum Montag von 220.000 Wahlberechtigten bereits 40.000 ihre Stimme abgegeben. Werner Krause-Jentsch, Wahlleiter im Bezirk, ist vom Anteil der Briefwähler in diesem Jahr überrascht: „Wir haben insgesamt für die sechs Wochen, in denen die Briefwahl stattfindet, mit etwa 50 000 Leuten gerechnet. Jetzt sind es schon 40.000 und es ist gerade mal Halbzeit.“ Die Briefwahl ist eigentlich für den Fall vorgesehen, dass man am Wahltag verhindert ist. Doch Voraussetzung ist das gar nicht. Eine Begründung für die Briefwahl muss vom Wähler nicht angegeben werden. Im Grunde kann jeder seine Stimme schon vorher abgeben. In Berlin taten das bei der Bundestagswahl 2009 schon fast 27 Prozent.

Wer vor dem eigentlichen Wahlsonntag am 22. September wählen möchte, kann es sich einfach machen: Die Unterlagen können entweder per E-Mail, Fax oder online nach Hause bestellt, dort ausgefüllt und dann versandkostenfrei zurückgeschickt werden. Oder sie werden direkt im Bezirksamt abgeholt. Dort können sie gleich vor Ort ausgefüllt und abgegeben werden. „Das Resultat ist dasselbe: Am Ende liegt ein roter Brief in der Urne“, sagt Krause-Jentsch. „Deswegen gehen viele gleich selbst ins Rathaus.“ Dort muss man den Ausweis vorzeigen. Ein Dutzend Wähler stehen im Rathaus Charlottenburg regelmäßig in der Schlange. Doch es geht schnell. Vier Beamte sind von Montag bis Freitag im Wahllokal beschäftigt. Der einzelne Wahlakt dauert nicht länger als zehn Minuten.

Das Charlottenburger Bezirksamt gleicht einem Labyrinth. Aber der Weg zum Wahlraum ist gut ausgeschildert. Das Briefwahllokal ist ein heller Verwaltungsraum in der dritten Etage. Zwei Kabinen und die Wahlurne stehen darin und in der Mitte ein Tresen, hinter dem die vier Beamten von Montag bis Freitag voll mit den Wählern beschäftigt sind.

Auch eine junge Mutter ist mit ihrer Tochter gekommen, um ihre Stimme abzugeben. Am Wahlsonntag in drei Wochen muss sie arbeiten. Sie hat zum ersten Mal per Brief gewählt und ist zufrieden. „Die sind mir hier sehr entgegengekommen“, erzählt sie und fügt lachend hinzu: „Ich musste gar nichts weiter wissen – nur wen ich wählen will. Das war das größte Problem.“

Stefan Kuhfs

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