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Berlin: Buntes Völkchen, große Preise, goldene Worte

Bei der Lola-Gala feierte die Filmprominenz gestern Abend unterm Funkturm

Eigentlich mag Erna Baumbauer solche Aufritte nicht. Die 87 Jahre alte Künstleragentin arbeitet lieber abseits der Öffentlichkeit. Am Freitag machte sie aber eine Ausnahme. Denn die Deutsche Filmakademie hatte ihr den Ehrenpreis zuerkannt und Bruno Ganz hielt die Laudatio. „Große Erna“, sagte er, „Sie Wunder, heller Stern am Firmament.“ So viel Lob und gute Worte – das hatte die sichtlich bewegte Agentin nicht erwartet. „Wer hat mir das eingebrockt“, fragte sie, „ich habe doch nur ab und zu eine Tür aufgemacht.“

Bruno Ganz erinnerte an eine seiner letzten Begegnungen mit ihr: „Ich habe sie so heftig umarmt und ihr zwei Rippen gebrochen. Sie war sehr angetan.“ Ganz so heftig wurde die zierliche alte Dame dann aber nicht mehr geherzt. Trotzdem war die Verleihung der Ehren-Lola an eine, deren Name sonst in der Glitzerwelt des Films selten fällt, der emotionale Höhepunkt der Gala zur Verleihung des Deutschen Filmpreises gestern Abend.

In dem großen Aufmarsch der deutschen Filmprominenz unterm Funkturm wäre Erna Baumbauer fast nicht aufgefallen. Im Sekundentakt schwebten die Größen der Branche und die Nominierten ein. Senta Berger zum Beispiel, die genauso wie Kulturstaatsminister Bernd Neumann, Daniel Brühl, Hannelore Elsner, Heiner Lauterbach, Barbara Rudnick und Tom Tykwer zu den Paten der Preisträger gehörte. Für die Moderation des Abends setzten die Macher auf das bewährte Konzept des vergangenen Jahres. Michael „Bully“ Herbig führte durch den Abend. Zu denjenigen, die sich die größten Hoffnungen machen durften, gehörten der Schauspieler Ulrich Mühe und der Regisseur Florian Henckel von Donnersmarck. Ihr Stasi-Film „Das Leben der Anderen“ war elfmal nominiert. Er gewann schließlich auch den deutschen Filmpreis in Gold – und fünf andere Preise.

Fünfzehn Kategorien kennt der Deutsche Filmpreis, der seit einigen Jahren den Namen „Lola“ trägt. Anders als ihr großes Vorbild, der Oscar, ist mit der Lola auch ein Preisgeld verbunden. Insgesamt spendiert der Bund für die Deutschen Filmpreise in diesem Jahr rund 2,8 Millionen Euro – für die amerikanische Filmindustrie eine vernachlässigenswerte Größe. Für deutsche Filme aber immer noch ein wichtiger Bestandteil ihrer Finanzierung. Nicht jedoch für den Kameramann Hagen Bogdanski. Er spendete sein Preisgeld zu gleichen Teilen für die SOS-Kinderdörfer und das Hellersdorfer Projekt „Arche“.

Mit zehn Nominierungen ging das Drama „Requiem“ in das Rennen um die Lolas. Der Film von Hans-Christian Schmid war bereits im Februar bei der Berlinale vom Publikum und der Kritik gefeiert worden, Hauptdarstellerin Sandra Hüller erhielt sogar den Silbernen Bären als beste Hauptdarstellerin für ihre Rolle. So war es auch am Freitagabend. Sandra Hüller grüßte jedoch nur per Video, weil sie in einer anderen Stadt auf der Theaterbühne stand. Heiner Lauterbach versprach als Laudator, ihr den Preis persönlich zu geben.

Während in der ARD die Zusammenfassung der Gala über den Sender ging, schlenderten ihre 2000 Gäste geradewegs ins Palais am Funkturm, um die Lola-Preisträger zu feiern. Für den Fall, dass es dabei zu heiß zugehen sollte, hatten die Organisatoren in den Garten Sand karren und Liegestühle aufstellen lassen. Es war für alles gesorgt.

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