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Der unbekannte Fahrgast. Wo will er hin? Ist er zufrieden? Fragen über Fragen – ab heute an vielen Haltestellen.

© dpa

Bus, U- und S-Bahn: Das Zwei-Minuten-Zeugnis für den Nahverkehr

Bekommt die U-Bahn eine 3, die S-Bahn sogar die Note 6? 800 000 Fahrgäste werden ab Montag in Bussen und Bahnen befragt, um die Zufriedenheit der Kunden zu ermitteln. Für die Unternehmen wie S-Bahn und BVG geht es um sehr viel Geld.

Es geht um mehr als eine Milliarde Euro. Der Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg startet am heutigen Montag mit der Befragung von 800 000 Fahrgästen in sämtlichen Verkehrsmitteln. Die Ergebnisse der Studie sind Grundlage für die Verteilung von mehr als einer Milliarde Euro auf die einzelnen Mitgliedsunternehmen des VBB. Dies sind neben BVG, Bahn und S-Bahn auch zahlreiche kleine Bus- oder Straßenbahnbetriebe. Die Massenumfrage soll am 16. Juni abgeschlossen sein, sie findet seit 2001 etwa alle drei Jahre statt.

Seit 1999 gibt es den Einheitstarif für ganz Berlin und Brandenburg, ein Fahrschein reicht. Täglich sind 3,5 Millionen Fahrgäste unterwegs. 2011 hat der VBB im Wert von 1,1 Milliarden Euro Fahrkarten verkauft. Diese Summe wird nach einem komplizierten Schlüssel verteilt. Ein Beispiel: So erhält die Woltersdorfer Straßenbahn einen Teil des Geldes, wenn ein Berliner in der Befragung angibt, mit einem bei der BVG gekauften Ticket diese Ausflugsbahn zu benutzen – umgekehrt ebenso. Komplizierter wird es, wenn eine Tages- oder Monatskarte benützt wird. Ein anderes Beispiel: Die Deutsche Bahn muss an alle VBB-Unternehmen Geld ausschütten, weil mit der Bahncard ermäßigte VBB-Tickets gekauft werden dürfen. Diese Mindereinnahmen muss die Bahn ausgleichen.

Die exakten Summen für jedes Unternehmen werden durch die Befragung ermittelt. Jede soll etwa zwei Minuten dauern und ist anonym, versichert der VBB. Im Lauf der Erhebung werden bei allen Verkehrsunternehmen in der Summe die Ein- und Aussteiger auf 70 000 Fahrten gezählt. Zudem stellen die Mitarbeiter – oft Studenten – Fragen zum Fahrausweis, zum Fahrweg und zum Fahrtziel. Eingegeben werden die erfragten Daten in tragbare Computer, die neuen elektronischen Fahrkarten des VBB („fahrCard“) können direkt ausgelesen werden. Nach Angaben des VBB wird die Studie noch einen positiven Nebeneffekt haben: Die Daten sollen auch in die Optimierung des bisherigen Verkehrsangebotes einfließen, also zum Beispiel den Anschlüssen.

Auch bei der jährlichen „Zufriedenheitsbefragung“ des VBB geht es ums Geld. Die Noten, die die Fahrgäste geben, entscheiden auch über Strafzahlungen. So musste die S-Bahn Millionen an den Senat zurückzahlen, weil die Kunden sie schlecht bewerteten. Der Senat fordert, dass mindestens die Note 2,6 erreicht wird (die Skala reicht von 1 bis 5); ab 2,7 sind Geldstrafen fällig.

Weitere Befragungen gibt es bei der BVG. 2012 wurden Fahrgäste erstmals bei der regelmäßigen Fahrgastbefragung zum Thema subjektive Sicherheit befragt. Wie berichtet, bekam die U-Bahn tagsüber auf der Skala von 1 bis 5 den Wert von 2,2, nachts nur 3,3. Richtig bewerten könne man diese Noten aber erst, wenn künftig regelmäßig danach gefragt wird, hieß es bei der BVG.

Die einfachste „Befragung“ erfolgt bei der BVG mittlerweile automatisiert. In einen Teil der U-Bahn-Waggons wurden automatische Zähleinrichtungen eingebaut. Diese Wagen haben Sensoren über den Türen, sie zählen ein- und aussteigende Fahrgäste, die Daten werden aufgezeichnet. Zu erkennen sind die Zählzüge an einem „Z“ am Führerstand.

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