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Berlin: Bus- und Bahnfahren: Von Dienstag an werden öffentliche Verkehrsmittel erneut teurer

Trotz aller Proteste werden von Dienstag an Fahrten mit Bahnen und Bussen für die meisten Kunden teurer. Wer billiger fahren will, was für einige auch möglich ist, hatte gestern zum Teil allerdings Pech.

Trotz aller Proteste werden von Dienstag an Fahrten mit Bahnen und Bussen für die meisten Kunden teurer. Wer billiger fahren will, was für einige auch möglich ist, hatte gestern zum Teil allerdings Pech. Auf dem Arbeitsamt an der Sonnenallee war die Nachfrage nach dem neuen Arbeitslosenhilfe-Ticket, das seit 17. Juli beantragt werden kann, so groß, dass viele Antragsteller mit leeren Händen nach Hause geschickt werden mussten. Von Montag an sollen jetzt mehr Mitarbeiter der Verkehrsbetriebe eingesetzt werden.

Das Berlin-Ticket A für Bezieher von Arbeitslosenhilfe gehört zu den wenigen neuen Tarifangeboten, die mit der allgemeinen Preiserhöhung verbunden sind. Arbeitslosengeldempfänger bleiben von der Vergünstigung ausgeschlossen, obwohl das Abgeordnetenhaus einstimmig für ein Arbeitslosenticket für alle Erwerbslosen zum Preis von 40 Mark gestimmt hatte. Die Tarife werden aber nicht vom Parlament, sondern von den Verkehrsbetrieben festgelegt und von der Senatsverkehrsverwaltung genehmigt.

Die Monatsmarke für Arbeitslosenhilfeempfänger kostet 45 Mark und gilt zunächst für ein Jahr nur im Stadtgebiet (Tarifzone AB). Die BVG rechnet damit, dass dies bei ihr zu Mindereinnahmen in Höhe von 5 Millionen Mark führen wird. Eine andere Rechnung machte gestern der stellvertretende DGB-Landesvorsitzende Bernd Rissmann auf. Bei 260 000 Arbeitslosen in Berlin und 218 000 in Brandenburg hätte nach seiner Ansicht ein günstiges Ticket zu einem Nachfrageschub mit höheren Einnahmen geführt.

BVG und S-Bahn dagegen vertreten die Ansicht, dass günstigere Preise nicht zwangsläufig zu mehr Fahrgästen und damit am Ende zu höheren oder zumindest gleichen Einnahmen wie jetzt führen. Deshalb haben sie die meisten Preise nach oben gesetzt. Eine Monatsmarke fürs Tarifgebiet ABC, die es auch erlaubt, ein Fahrrad oder nach 20 Uhr und am Wochenende einen weiteren Erwachsenen sowie bis zu drei Kinder mitzunehmen (Premium-Karte) kostet vom 1. August an 150 Mark. 1989 war die Monatsmarke in West-Berlin noch für 65 Mark zu haben.

Damals wollte der rot-grüne Senat mit einer drastischen Preissenkung mehr Fahrgäste in Bahnen und Busse locken. 1985 hatte die Monatsmarke schon 155 Mark gekostet. Doch bereits einen Monat nach der Tarifreform öffnete sich die Mauer. So wurde nie geklärt, ob die Tarifsenkung zu mehr Fahrgästen - wie zuvor in Basel oder in Freiburg - geführt hätte. Seither sind die Preise wieder ständig gestiegen.

Und während rings herum die Kosten für Strom, Gas, Wasser oder Müllabfuhr zum Teil sinken, wollen BVG und S-Bahn ihren Weg fortsetzen, die Preise Jahr für Jahr zu erhöhen. Um etwa jeweils zwei Prozent sollen sie nach dem Sanierungskonzept der BVG klettern, das diese zusammen mit der Gewerkschaft ÖTV vereinbart hat.

Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) lehnt dagegen die linearen Preiserhöhungen ab und ruft zusammen mit anderen Organisationen für Montag zu einer Protestkundgebung um 17 Uhr vor dem Roten Rathaus auf. Er fordert einen "bezahlbaren öffentlichen Nahverkehr und keine leeren Bahnen und Busse mit Klimaanlage".

Die BVG verteidigt ihre Preispolitik mit gestiegenen Löhnen und Gehältern sowie der Ökosteuer und der Spritpreiserhöhung. Insgesamt fehlten nach Angaben von BVG-Sprecherin Barbara Mansfield 1999 und 2000 dadurch 103 Millionen Mark in der Kasse. Durch die Tariferhöhung kämen aber nur maximal 22,7 Millionen Mark zurück. Durchschnittlich stiegen die Preise in Berlin um 2,5 Prozent. München dagegen habe die Tarife Anfang Juni um 6 Prozent erhöht.

Ob das zweite neue Angebot, das Semesterticket zum Preis von 215 Mark für sechs Monate, genutzt wird, ist offen. Noch haben die meisten Universitäten darüber nicht abgestimmt. Möglicherweise gibt es zur nächsten Tariferhöhung aber wenigstens einige Sonderregelungen, etwa für Familien, oder eine Kombination von Auto- und Nahverkehrsnutzung mit der "Metro-Card", bei der nur bezahlt werden muss, was tatsächlich gefahren worden ist.

Übrigens, die im Voraus gekauften alten Fahrscheine, außer Monats- und Jahrskarten, gelten noch bis zum 14. August. Die Tickets sind bis Montag zu erhalten.

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