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Berlin: Bush hätte gern mehr von Berlin gesehen

Von Barbara Junge Am Schluss hat es der US-Präsident selbst bedauert. Wegen der strengen Sicherheitsvorkehrungen konnte er kaum etwas von Berlin mitbekommen.

Von Barbara Junge

Am Schluss hat es der US-Präsident selbst bedauert. Wegen der strengen Sicherheitsvorkehrungen konnte er kaum etwas von Berlin mitbekommen. „Ich lebe in einer Blase“, sagte George W. Bush am Donnerstag im Garten des Bundeskanzleramts, kurz vor Ende seiner Stippvisite. Von der deutschen Hauptstadt hätte er gern mehr gesehen. „Es frustriert mich, dass ich diese aufblühende Stadt nicht sehen kann“, hatte er Bundeskanzler Gerhard Schröder vorher erzählt. Inzwischen ist Bush bereits in Moskau – und die Politiker der Stadt zogen, bis auf die CDU, eine überwiegend positive Bilanz des Besuchs.

Unterdessen setzten die Bush-Gegner ihre Proteste fort. Am Mittag musste der S-Bahn-Verkehr am Alexanderplatz vorübergehend ausgesetzt werden. Teilnehmer einer Spontandemonstration waren auf die Gleise gestürmt. Eine andere Demonstrationen wurde dagegen morgens abgesagt.

Das Resümee des Regierenden Bürgermeisters fiel angesichts des eher ruhigen Donnerstags zufrieden aus: „Berlin hat sich gut vorbereitet“, sagte Klaus Wowereit (SPD). „Wir freuen uns, wenn George Bush das nächste Mal kommt und dann mehr von Berlin sehen wird.“ Vor den letzten angekündigten Protesten bewertete er auch die Sicherheitslage der Stadt positiv. Es sei bis zu dem Zeitpunkt nicht ansatzweise das geschehen, was viele befürchtet hätten. „Zu 95 Prozent sind die Proteste friedlich geblieben. Die Polizeistrategie ist voll aufgegangen.“

Auch Innensenator Ehrhart Körting (SPD) äußerte sich – trotz der Auseinandersetzung am Mittwochabend– zufrieden. „Berlin hat – bis zum jetzigen Zeitpunkt – ein respektables Bild abgegeben: Wir haben Sicherheit gewährleistet, wir haben keinen Großkrawall zugelassen, und wir haben gleichwohl das Demonstrationsrecht gewährleistet.“ Der neue Polizeichef Dieter Glietsch stellte in den Vordergrund, die Polizei habe sichergestellt, „dass der Besuch des US-Präsidenten ungestört verlaufen kann und keine Gefährdung seiner Sicherheit eingetreten ist“.

Den zufriedenen Worten schlossen sich PDS und Grüne an. Wenn auch in einer anderen Diktion. Der PDS-Vorsitzende Stefan Liebich freute sich: „Wir haben gezeigt, dass man sich friedlich kritisch mit der US-Politik auseinander setzen kann“. Zur zwiespältigen Rolle der PDS als Protest- und Regierungspartei meinte Liebich nur: „Berlin findet sich langsam und schmerzhaft in seine Rolle als Hauptstadt ein. Man wird sich hier daran gewöhnen, dass bei einem Staatsbesuch nicht mehr die ganze Landesregierung Habacht-Stellung annimmt.“ Die Fraktionschefin der Grünen, Sibyll Klotz, lobte: „Die Stadt hat sich recht gut präsentiert.“ Zum einen sei Bush würdig empfangen worden, zudem habe man gezeigt, „dass Berlin eine politische Stadt ist und sich friedlich und witzig zu artikulieren weiß“.

Ganz anders bewertete der designierte CDU-Chef Christoph Stölzl das Berliner Szenario. „Wenn man Washington kennt, wo man nahe des Weißen Hauses flanieren kann, sieht man, wie jammerschade es ist, dass Wirrköpfe und unpolitische Leute die Stadt gezwungen haben, sich in ein Heerlager zu verwandeln.“ Die Demonstrationen seien „furchtbar peinlich“. Aber er hoffe, dass „eine Weltmacht wisse, wer legitimiert für das Land spricht und wer nicht“.

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